Verfasst von: Dennis K. | 21. Juli 2022

Salz auf unserer Haut

Eine Fahrt mit dem Auto hatte ich bei meinen ersten, ausschliesslich dem Crosser geschuldeten Überlegungen zu einer Tour durch Kolumbien in Betracht gezogen. Zu einem Zeitpunkt, an dem ich körperlich noch besser aufgestellt war und das Jahr mit ersten (Rad)Kilometern noch vor der Tür stand.

Seit ich aber mit Yis in Kontakt stehe, hatte ich selber einen Roadtrip zumindest ex Bogotá nicht mehr in Betracht gezogen, zumal Yis ja keinen Führerschein hat und wir uns eigentlich auf die Karibikküste konzentrieren und unseren Trip um eine 6-tägige Dschungeltour zur „sagenumwobenen“ Ciudad Perdida konstruieren wollten. Mir war schnell klar, eine wirklich begeisterte und ausdauernde Sportlerin zumindest auf -vielleicht auch irgendwann mit- zwei Beinen gefunden zu haben, an der ich mich körperlich ein wenig „hochziehen“ wollte. Nach dem ich während des Giros aber auch ein bisschen die (passive) Radsportbegeisterung in Yis spüren konnte, schlummerte in mir ein verwegener nicht ganz uneigenütziger Plan, erinnerte mich ihre androgyne Figur doch sehr an das legendäre Assos-Modell der Nullerjahre. So hatte ich zumindest mal einen Zweiteiler für sie im Gepäck 🙂 …

Nun kam alles anders, denn bereits am zweiten Tag in Bogotá machten Meldungen eines Karibikzyklons der Stufe 2 (ich dachte, die tropischen Stürme würden in der Karibik immer Hurricane genannt) und zahlreichen gestrichenen Flügen und üblen Überschwemmungen in der Küsteregion die Runde. „Machten die Runde“ ist wohl auch übertrieben, frage ich mich, ob ich überhaupt davon erfahren hätte, wäre ich alleine unterwegs gewesen.

Wir mussten also umdisponieren und machten das wunderschöne „Eje Cafeterio“ und das Valle de Cocora zu unserem ersten Anlaufpunkt. Diese Gegend hatte ich in den letzten Monaten ohnehin schon ein wenig „gescoutet“, bietet der von meinem Radfreund und Lebenskünstler Douglas empfohlene britische Anbieter Redspoke doch eine sehr ansprechend gestaltete Tour von Medellin nach Bogotá, eben primär durch das Kaffee-Dreieeck.

Nun ja, die machbaren Entfernungen sind hier im Auto doch deutlich reduzierter als ohnehin bereits befürchtet und die Fahrten im klimatisierten Polo mit knapp 400km Tages“range“ anstrengend wenn auch erlebnisreich, auch wenn Kolumbien im Magdalena-Tal zwischen der Mittel- und Ostkordillere landschaftlich nicht so wirklich attraktiv erscheint und sich die Fahrten wie Kaugummi ziehen. 

Die Ciudad-Perdida war zeitlich längst nicht mehr drin, hatten wir zuviel Zeit in den Mittelkordilleren rund um Medellín verbracht, trotzdem konnte ich es nicht übers Herz bringen, Kolumbien beim ersten Besuch wieder zu verlassen, ohne mit Yis zumindest ein paar Tage in der Gegend um Santa Marta, dem beliebtesten Nationalpark Kolumbiens dem „Parque Nacional Natural Tayrona“ zu Fusse der Serra Nevada de Santa Marta, immerhin mit 5775m das höchste Küstengebirge der Welt gewesen zu sein. Auch wollte ich selber zumindest ein paar kurze Tage unmittelbar „in der Karibik“ verbringen und derjenige sein, mit dem Yis das erste Mal in ihrem Leben das Meer besucht.

Nach einer ersten Übernachtung unmittelbar an einem der Badestrände unweit des Flughafen von Santa Marta, verbrachten wir noch drei Nächte in zwei sehr unterschiedlichen, aber höchst privilegiert gelegenen Orten östlich des „Parque Nacional Natural Tayrona“, in dem wir auch einen vollen Tag und knapp 11km Dschungelwanderung, also quasi „Ciudad Perdida (light)“ verbrachten.

Ich will wiederkommen, auch weiss ich wirklich nicht, was das Leben noch für Yis und mich bereithält: sie ist ein sehr sehr eigener Mensch, wenn auch aus materiell sehr einfachen Verhältnissen und bisher physisch so wenig umhergekommen, mit dem Finger im Internet hat sie aber schon die halbe Welt bereist, ist dabei für mich so attraktiv in ihrem Wunsch, das ein wenig nachzuholen und dabei gleichzeitig ausgestattet mit großer moralischer Integrität – ein wenig wie der Sympathieträger George im „Salz auf unserer Haut“. ..

Noch nie habe ich soooo dunkle, ein wenig furchteinflössende Augen gesehen, die soooo hell funkeln können ! 


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