Dieses Posting soll von Menschen handeln: Menschen, denen wir hier auf unserer ersten grossen, gemeinsamen Reise begegnen und die mal einen kleineren (oder auch grösseren) Einfluss auf Konstantins und meine Zeit hier hatten. Diese Posting soll aber auch von Menschengruppen und etwas handeln, was das Menschsein ausmacht: Sprache. Kommunikation ist ein Thema, was mein Leben im Moment sehr beinflusst. Explizite Kommunikation, implizite Kommunikation und vor allem das Vier-Seiten-Modell von Friedemann Schulz von Thun. Auch tue ich mich mit dem Spanischen im Moment nicht so leicht.

Nunja, fangen wir mal mit einer Erkenntnis an, die einem Deutschen nicht wirklich leicht von der Hand geht, die aber so auch nicht wirklich neu ist für mich: 

Curaçao ist verdammt holländisch und die Holländer -politischer korrekter heissen „die“ wohl „Niederländer“- sind schon ein interessantes Völkchen. Sie sind irgendwie Deutsche, aber wenigstens deutlich sympathischere Deutsche vom Auftreten, zumindest nach meinem Empfinden.

Im Sport tauchen sie überall dort auf, wo es was zu feiern gibt, sie reisen gerne in grossen Gruppen und mit noch grösseren Hoffnungen an und tun ihre Präsenz dann auch selbstbewusst und farbenfroh kund. Beim Fussball habe ich das das erste Mal bei der Fussballeuropameisterschaft 2004 in Portugal miterleben dürfen. Cool !

Für mich selber am eindrucksvollsten präsentieren die Holländer sich aber auf der Alp d’ Huez. Dort verwandeln sie regelmässig einen halben Berg für 2 Tage in Oranje, ohne dort selber seit bald 40 Jahren eine aktive, sportliche Rolle zu spielen. Aber Träume sterben ja bekanntlich zuletzt.

Aus der sportlichen Not sind die Niederländer jetzt auch vermehrt nicht mehr beim „Fietsen“, wie das Radfahren dort genannt wird, sondern bei der Formel 1 anzutreffen. Und ich ertappe mich schon wieder dabei, sportlich sarkastisch Rivalitäten zu pflegen….

Als ich mich im Juli 2003 das erste Mal mit knapp über 100kilo auf den höchsten Berg der Niederlande, „de Alp van Huez“ hoch kämpfte, fühlte ich mich von zahlreichen, motivierenden Anfeuerungsrufen begleitet – und gelegentlich auch mit Bier bespritzt- wie einer der Heroen der französischen Landstrasse jährlich im Juli. Über einige hundert Meter war an der kleinen, kleinen Kirche auf halben Wege hoch zur Alp alles, aber auch wirklich alles auf dem Asphalt „Oranje“ bemalt…… Diese Beobachtungen als Gast in einem Land, dessen Kantonspolizisten es in der Tat schaffen, die Strassen auf der viertgrössten und -wichtigsten Landesrundfahrt in Gänze unbemalt zu erhalten. Die Schweizer sind nämlich die erfolgreicheren Deutschen…

Meine zahlreichen niederländischen Tour d’ Afrique-Freunde wie die beiden Braams, vor allem der treue Exil-Kasache Patrick und auch Peter Prins oder auch mein Bodensee“bekannter“ Joost sind allesamt interessante Charaktere, so dass ich nach all den Zeilen nur nochmals zuzugeben haben: die Holländer sind die besseren Deutschen, zumindest was ihren kollektiven Auftritt im Ausland angeht. Lustig vor allem der Vergleich zu meinen Deutschen TdA Mitreisenden.

Irgendwie kann man das auch in „ihrer“ Kolonie feststellen. Allerdings sind die Niederländer eine Handelsnation und berüchtigte Kaufleute und das darf man an dieser Stelle auch nicht unterschlagen, v.a. in oder auf Curaçao haben die Niederländer immer gerne schon gehandelt. Allerdings auch -und das wirft vielleicht dann auch nicht mehr ein so schönes Bild auf die Oranjenation- haben die Holländer gehandelt mit Menschen. Auch hier kommen mir dann manchmal Gedanken zu den dunkelsten Momenten deutscher Geschichte und Dingen, die zumindest ähnlich verwerflich sind. Wer mal zu diesem niederländischen Holocaust etwas lesen will, kann sich hier gerne bedienen.

Dreh- und Angelpunkt ist in der Geschichte Curaçaos die Rolle als frühere Sklaveninsel.  Die Geschichte der Insel ist im Kontext von Sklaverei und Sklavenhandel mit keiner anderen Region im karibischen Raum vergleichbar. Auch das hat die Handelsnation Niederlande zu vertreten.

Heutzutage  sind die Ethnien allerdings so wunderbar durchmischt und Sprachen -ersteinmal gelernt- verbinden bekanntlich. Diese Erkenntnis treibt mich nicht erst seit Kolumbien um, könnten die Kontraste zwischen Kolumbien und Curaçao sprachlich nicht grösser sein. In Kolumbien wird Spanisch gesprochen: Spanisch und sonst nichts. In oder auf Curaçao sprechen die Menschen in der Regel vier, einige sogar fünf oder noch mehr Sprachen: drei davon fast auf muttersprachlichem Niveau. 

Wie die Schweiz hat Curaçao 4 Landessprachen , nur der Unterschied ist, dass hier alle diese Sprachen auch tatsächlich sprechen. Das Englische ist exzellent, das Papiamento und Holländisch nach meinem Dafürhalten bei den richtigen Curacaoern eben auf muttersprachlichen Niveau – Spanisch ist mehr die Sprache der zugereisten Südamerikaner und davon gibt es legal oder illegal einige. So zum Beispiel Angela aus Medellín und der wunderbar ruhige und nur spanisch sprechende Frankie von der Küste in Venezuela. Spanisch wird aber auch sonst fast überall zumindest verstanden.

Papiamentu ist mit Abstand die meistgesprochene Sprache auf Curaçao. Es ist eine kreolische Mischung aus Portugiesisch, bzw. afrikanischen Sprachen, Spanisch, Niederländisch und den Sprachen südamerikanischer Ureinwohner. Sie hört sich lustig an und wird hier im Radio auch sehr viel gerappt oder sogar im Reggaeton verpackt…. Lustig das Ganze. Ich verstehe die Nachrichten recht gut, kenne aber eigentlich nur ein Wort DUSHI. Komisch oder ?!?

Danach lernen die Curaçaoer in der Schule zunächst „Dutch“ und English irgendwie on the Fly und Spanisch und/oder Portugiesisch scheint auch irgendwie fast jeder zu sprechen. Wirklich imposant. Da das Posting schon wieder sehr lang geworden ist, geht es erst im nächsten um unsere Momente mit Hanna,  der imposanten Medizinstudentin aus den Niederlanden, Angela unser Zimmermädchen aus Medellín, Marla der Rezeptionistin aus Long Island  & Julian der Barkeeper aus Curacao, Yaimon der niederländische Drohnenpilot auf Stippvisite, Alexander & Meeus, den beiden niederländischen Crewmitgliedern des BlueFinn-Katamarans, Frankie, der Maler aus Venezuela direkt von der Küste und von Gerd aus Landschlacht und natürlich von Yis und Konstantin…

Die folgenden Impressionen sind bewusst nur von den letzen 24-Stunden auf der Insel.

Verfasst von: Dennis K. | 13. Oktober 2023

SoFi 2023 meeting SoFi 1999

Ich kann mich noch recht gut erinnern an die SoFi 1999, deren „5 Minuten“ die Republik v.a. zwischen Frankfurt und München über eine Woche in ihren Bann zog. Es war damals eine „totale Sonnenfinsternis“ und man sagt ja, man könne in seinem Leben bestenfalls eine an seinem Geburtsort erleben. Und so zog ich mit drei Studienkollegen von Fribourg in Richtung Schwarzwald los, um irgendwo hinter Freiburg mir ein ein gutes Plätzchen im Hochschwarzwald zu suchen.

Präzise SoFi-Apps gab es damals noch nicht, man kaufte sich die Bildzeitung, nahm teil an der Schlacht um die letzte SoFi-Brille und meinte so über Zeitpunkt, Phasen und eigene Gesundheit hinreichend informiert zu sein. Das alles und viel mehr für 70 Pfennige. Nunja, zumindest sind mir noch heute die wesentlichen Begriffe, wie partielle, totale und annulare (anelar auf spanisch) Sonnenfinsternis noch geläufig. Interessentanterweise blieben mir v.a. aber drei Dinge in Erinnerung, wovon die erste eigentlich nicht so überraschend sein sollte:

(1) Bei bedecktem Himmel ist das ganze relativ unspektakulär und an jenem Tage im August 1999 war in Deutschland zwar Hochsommer, aber es bestand eine grosse Wahrscheinlichkeit für Bewölkung.
(2) Auch eine „nur“ zu 90% verdeckte Sonne macht den Tag noch fast „taghell“ und das Schicksal eines Tim Küsel sollte mich vorzugsweise nicht ereilen.
(3) Der Moment der totalen Verfinsterung ist dann doch sehr beeindruckend, denn die Vögel verstummen spontan und es wird von einer Sekunde auf die andere „fröstelnd kalt“. So zumindest meine profundeste Erinnerung dazu.

Bildzeitung Anno 1999

Nunja, am morgigen 14. Oktober 2023, meinem 52. Geburtstag ist es wieder so weit, allerdings „am anderen Ende der Welt“. Von Oregon, über die Rockies und Westtexas verdunkelt SoFi Nordamerika, dann fällt sie über Honduras her, die Karibikküste Mittelamerikas und Panama, um sich dann in Südamerika Kolumbien vorzunehmen und sich -quasi dem Amazonas folgend- über Brasilien wieder zu verabschieden. Annular ist sie, weil der Mond morgen relativ weit von der Erde entfernt ist und somit noch ein Rand der Sonne -und nicht nur die Corona- über den Mond hervor scheint. Diese Sofi soll angeblich besonders schön sein.

Professionell fotografierte annulare SoFi über der arabischen Halbinsel und Südostasien 2019.

Wenn man sich erinnern will, ist der Korridor der „totalen“ Verdunklung dann doch immer ein sehr schmaler, wenige 100km sind es. Allerdings betrifft er in Kolumbien einige der bekanntesten Sehenswürdigkeiten: die lediglich 300km2 grosse Tatacoa-Wüste mit einer Recht hohen Wahrscheinlichkeit des wolkenlosen Himmels, die regenreiche und wahrscheinlich wolkenverhangene Pazifikküste des spannenden Departamento „Chocó“, den Süden des Kaffeedreiecks um Armenia und Salento und in Yis Heim-Departamento Caño Cristales, dem wohl schönsten Fluss der Welt, den ich leider noch nicht gesehen habe und dessen Farbenpracht gerade seinen jährlichen Höhepunkt erreicht.

Auch auf San Andrés hätte man das Naturspektakel „fast perfekt“ erleben können. Leider wird das Ganze weder mir noch Konstantin vergönnt sein, sein Mutter hielt es nicht einmal für nötig, ihre Vorbehalte zu begründen, war sie sich wohl zu sicher, das würde ein anderer für sie tun.

SoFi am 14. Oktober 2023 über Kolumbien

Nunja, ich werde diese Geisteshaltung und Deutungshoheit zum Kindswohl noch ein wenig akzeptieren müssen, aber zumindest in San Andrés wäre es so sicher gewesen wie auf Curaçao, wo sich die Sonne lediglich 60% verdunkelt. Damit die Kindsmutter sich noch ein wenig bilden kann, anbei ein wenig Lektüre aus der Brigitte, zu für Konstantin viel wichtigeren Erkenntnissen sollte sie aber lieber mal einen Blick in die Forschungsergebnisse der Petra werfen.

Verfasst von: Dennis K. | 11. Oktober 2023

Curaçao – eine 2. Wahl

Wenn man bei Curaçao von einer zweite Wahl spricht, hat man im Leben wohl einiges richtig oder zumindest eine Sache falsch gemacht. Auch wenn ich mich sichtlich bemühen will, in diesem Blog das Positive zu sehen, kann ich mich nicht des Eindruckes erwehren, dass auf mich Letzteres zutreffen muss. Das zeigt auch wieder, wieviel Wut immer wieder in mir aufkommt, wenn ich mich dem passiv-aggressiven „Gaslighting“ von Konstantins Mutter ausgesetzt fühle. Wieso ist das so ?

Wahrgenommen habe ich Curaçao wohl das erste Mal in meinem Leben als später teen und als blaues Getränk von Bols gemischt mit Orangensaft zum Ende der 80er Jahre – danach dann sicherlich 33 Jahre nicht mehr. Im letzten Jahr allerdings, auf meinem Erstflug nach Bogotá mit KLM wunderte ich mich ob des impertinent eingeblendeten „Willemstad“ auf meinem XXL-Screen unmittelbar vor zwei Ländern, die mich eigentlich deutlich mehr interessierten: Venezuela & Kolumbien

Nun aber mal die ersten Impressionen aus diesem Traumziel der zweiten Wahl !

In den 90er Jahren raunte man sich unter männlichen Rucksacktouristen zu, die hübscheste Frauen kämen unbestrittenerweise aus Venezuela. Im Nachgang war dieser erste Platz v.a. wohl auch dem Umstand geschuldet, dass ein gewisser Pablo Escobar den Ruf seine Heimatlandes mächtig ramponierte, indem er das wunderschön gelegene Medellín zur gefährlichsten Stadt der Welt machte mit der Folge, dass besagte Touristen einen grossen Bogen um eines der schönsten Länder der Welt machten: Kolumbien.

Venezuela seinerseits war in den 80 Jahren das angesagteste Land Südamerikas: progressiv, gebildet, westlich orientiert & mit Concorde-Flügen nach Caracas ex Paris. Venezuela ist dabei -man mag es mittlerweile kaum glauben- unermesslich reich !

Es zog tausende von Drogen- und Bürgerkriegen geschundenen Kolumbianer an. Dieser unermessliche Reichtum als Elativ ist keine Floskel für meinen Blog, nein, es ist ein Hardfact: Venezuela verfügt im Orinoco-Becken über die grössten bekannten (Schwer)Öl-Reserven weltweit, PUNKT ! Dies vor Giganten wie Saudiarabien, Russland und Kanada.

Die Erdölreserven Venezuelas „vor“ Curaçao

Das erkannte auch der charismatische Hugo Chavez, der nachvollziehbar das Herz der vielen, einfachen Menschen erreichte und in der Folge mit seinen (wahrscheinlich dann auch wieder korrupten) aber durchaus lauteren Vorstellungen bei den Amerikanern mächtig in geopolitische Ungnade fiel. Ein in den Dickdarm metastasierter Prostatakrebs machte diesem Hugo Chavez dann auch einen Strich durch die durchaus interessante Rechnung und beendete seine Vita unvolllkommen und spülte in der Folge -leider- einen gewissen Nicolás Maduro an die Macht.

Die Folgen sind den meisten Europäern „irgendwie“ als geopolitisches Hintergrundrauschen bekannt, versinkt Venezuela mittlerweile in Gewalt und Anarchie und das 28 Mio-Volk flüchtet zu hunderttausenden in die Karibik und auch nach Kolumbien. So schnell können sich Flüchtlingsströme drehen. Warum schaffen es Ländern wie Venezuela nicht, was Norwegen -das ehemalige Armenhaus Europas- so eindrucksvoll schaffte ? Es ist unendlich frustrierend, diese Entwicklung zu beobachten.

Venezuela im „freien Fall“ im HDI (Human Development Index)


Caracas gilt mittlerweile als die gefährlichste Stadt der Welt und Benjamin Rich-Swift, ein ganz lustiger, sprach“begabter“ und manchmal auch ein wenig unbeholfener britischer YouTuber, nahm sich eindrucksvoll dieser Stadt an.

„Nobody Visits This Country Anymore ( Find Out Why ) 🇻🇪“

Der Typ ist dick, glatzköpfig, ein kleines, aber doch recht herzliches Trampeltier und sein Spanisch entspricht in etwa dem meinigen. Er trägt es allerdings deutlich selbstbewusster und ohne Angst for Gefangenen vor. Nunja, mit Ausnahme der Haarpracht kann ich mich also ganz gut mit ihm identifizieren. Gestossen bin ich auf Benjamin als ich eine mehrtägige Bootsreise von Iquitos, Peru, nach Leitica, Kolumbien recherchierte. Seine Besuchszahlen gehen in die Millionen, pro Video versteht sich.

Das will ich Ostern 2024 machen, vielleicht mit Yis und Samuél leider wohl (noch) nicht mit Konstantin. Und jetzt und hier schliessen sich auch die Kreise für diese Posting und ich spreche das aus, was ich fühle. So wie ich es fühle und auch in einem öffentlichen Forum, wie es wenige Menschen tun würden.

Curaçao hat einen Logenplatz vor Venezuela. Es ist paradiesisch am südlichen Ende der Karibik, „südlich der Winde“ (dazu später mehr) und eben kaum 40km vor der Küste Venezuelas gelegen. Wie gesagt, die Insel liegt in der ressourcenreichsten (materiell gesehen) Gegend weltweit und unmittelbar vor dem nun mehr mit Abstand „gefährlichsten“ Land Südamerikas.

Die Insel „Curaçao“ selbst ist in Bezug auf die Landmasse nur mässig interesant, als Teil der ABC-Inseln aber aus (kolonial)geschichtlicher, geopolitischer Perspektive umso interessanter, sehr sicher, leider aber auch verhältnismässig teuer und ein Besuch definitiv nur ein wenig die Komfortzone verlassend: so war sie auch nur meine zweite Wahl für den ersten Papa&Sohn-Abenteuerurlaub in der Ferne.

Hier scheinen die mir sympathischen Holländer ihren Mallorca-Urlaub zu verbringen und die hiesigen „Ballermänner“ sind wirklich zivilisiert und familienfreundlich. Auch hätten Yis und Samuél hier visumsfrei einreisen können und von Bogotá wäre es nur ein vergleichbarer Flug gewesen zu Düsseldorf-Palma de Mallorca.

Mein Wunschziel war ganz egoistisch San Andrés y Providencia – deutlich mehr die Komfortzone verlassend, günstiger vor Ort und wilder und abenteuerlicher, aber eben auch sicher und für Yis und Samuél ohne jeglichen bürokratischen Aufwand erreichbar. Da San Andrés aber offiziell ein Departamento Kolumbiens ist und man fast nur über Bogotá anreisen kann, Kolumbien seinerseits vom EDA mit einer partiellen Reisewarnungen belegt ist, konnte Konstantins Mutter nochmals ein wenig ihre Muskeln flexen und diese Bestrebungen unterbinden und das tun, was sie so gerne macht: mich bevormunden. Ich hoffe wirklich(!), sie tut es aus mütterlicher Sorge, alles andere würde mich aber nicht verwundern. Was sie allerdings auf jeden Fall verhindern wird können, dass ich mit Konstantin „leicht“ in den Korridor der annulare Sonnenfinsternis des 14. Oktobers 2023 eindringen kann und mir und ihm einen unvergesslichen 52. Geburtstag bescheren kann. Hier wird die Sonne nur zu 60% verdunkelt sein.

Annulare Sonnenfinsternis über Mittelamerika und Kolumbien am 14. Oktober 2023

Konstantin mag Yis sehr, hat er nach eigenen Worten vor genau einem Jahr mit ihr in Venedig und auf Sizilien den schönsten Urlaub seines Lebens verbracht. Die Entscheidung der lokalen Kinderschutzbehörde, mir einen Urlaub (mit Yis und Samuél) auf San Andrés zu versagen, ist nachvollziehbar und auch folgerichtig, hätte ich als (überzeugter) Antragsgegner in entgegen gesetzter Situation mir eine ähnliche Entscheidung versprochen.

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Einzig und allein zeigen mir diese wenig appetitlichen -aber dem Beweis höchst zugänglichen Worte-, dass die Mutter weder Deutungshoheit über das Wohl unseres Sohnes hat, noch jemals lediglich das Opfer in einer Beziehung war, zudem sie sich jetzt gerne geriert. Es war eine Situation, die wir beide geschaffen und zu verantworten haben und nein, Du bist alles als andere als ein Opfer. Vor diesem Hintergrund erschien mir die lammfromme Amber Heart wie ein deja-vu aus schlechteren Tagen.

Jeder kämpft mit den Mitteln, die ihm zu Verfügung stehen, hoffentlich irgendwann einmal mit dem gemeinsamen Fokus auf das Tollste, was wir beide in unserem Lebens auf den Weg gebracht haben: unseren Konstantin. Wenn ich diese Zeilen schreibe, weiss ich, dass auch mir das nicht immer gelingen mag und ich selber höchst egoistische Grenzen zu ziehen versuche. Nur proklamiere ich auch keine Deutungshoheit.

Dass die Mutter meines Sohnes aber auch nach 2 Jahren noch ein „feuchtes H*schen“ bekommt, wenn sie unserem Sohn seine von mir angeschaffte Taucherbrille und Barfussschuhe vorenthalten kann, lässt mich jedes Mal aufs Neue sprachlos zurück. Das ist krank und es geschieht auch bewusst.

Ja, die letzten 4 Monate waren mit die frustrierendsten meines Lebens und haben arg an mir gezehrt. So ist dieser Urlaub vielleicht auch nur eine Flucht vor etwas, was ich eigentlich selbst zu verantworten habe, aber auch eine Rückbesinnung auf Ressourcen, die ich meinem Sohn vermitteln will. Insgesamt schaue einfach immer noch zu viel nach hinten und nicht nach vorne; das weiss ich leider, doch warum ist auch das so ?

Ich bin kein religiöser Mensch aber ich glaube langsam an etwas, wie eine gewollte Fügung, etwas, was vorherbestimmt ist und ein Puzzle in einander fügt.:

Yis ist die unprätentiöseste Frau, die ich seit langer Zeit kennlernen durfte und was mich als Charaktereigenschaft zumindest aus so wunderbar dunklen Augen auch magisch anzieht.

Sie gibt mir einfach konsequent ihre „kleinen“ aber unendlich reichen Lebensweisheiten mit auf den Weg und zeigt mir auf eine sehr, sehr respektvolle aber selbstbestimmte Art und Weise, was mir die besten Therapeuten nur bedingt vermitteln konnten: es macht eben keinen Sinn, alles rückwärtsgerichtet, immer pessimistisch und lediglich aus der eigenen Perspektive zu sehen. Es macht krank und das Leben unglücklich, denn man kann nur das kontrollieren, was man selber zu verantworten hat.

Dass ich Deine Worte nicht glauben mag, quasi überall Betrug, Lüge und Manipulation vermute, habe v.a. ich zu verantworten. Das macht mich aber „per se“ nicht zu einem schlechten, vielleicht nur zu einem dysfunktionalen Menschen. Dass Ihr beide, liebe Yis, aber nicht hier sein könnt, hast leider auch Du verantworten, mein geliebter „burro testarudo“. Hier liefere ich nicht nur besser als Du und das nicht nur, weil ich es materiell kann, sondern eben weil ich so bin, wie ich bin. Das vor meiner eigenen Selbstverachtung einmal so deutlich in den Raum gestellt:

Ich werde Deine Zeilen immer mal wieder lesen, denen ich in Zukunft hoffentlich weniger Argwohn und v.a. mehr Selbstliebe entgegen bringen werde:

Desearía que me entendieras como un NOVIO y que en lugar de estar con tu pesimismo me enamorarás y te dedicaras a formar una familia y no estar triste toda la vida porque una mujer te engaño. Pero sí puedo entender que si yo deseo eso, no significa que sea tu deseo y siempre he tratado de entender tu dolor y tú sentimiento hacia tu pasado.

Samuél und Konstantin hätten hier eine tolle Zeit gehabt…. aber aufgeschoben ist vielleicht nicht automatisch aufgehoben, möchte ich mich doch irgendwann von Deiner wunderbaren Art des „Mutterseins“ nochmal inspirieren lassen.

BTW: te quiero !

Verfasst von: Dennis K. | 30. September 2023

KÜSST MAN IN DEUTSCHLAND UND KOLUMBIEN VERSCHIEDEN?

In meinem nicht so schnell verblassbaren letzten Leben, konnte man kulturelle Unterschiede treffend und immer noch unterhaltsam anhand der legendären „Karnevalsrede“ zwischen Deutschen und Polnischen Handwerkern feststellen. Über 4,1 Mio. Aufrufe sprechen zumindest für die Unterhaltsamkeit.

Aber wollte ich mich hier doch den schöneren Dingen widmen und Küssen ist etwas Schöneres als jedes Maurerdekolleté. Auch habe ich definitiv zu wenig geküsst in meinem Leben. Und irgendwie fühlt sich es auch komisch an, mit Anfang 50 daran nochmal etwas ändern zu wollen. Als wäre das Küssen nur den jungen Menschen vorenthalten und junge Menschen sind nach meinem engstirnigen Dafürhalten ja „höchstens 39 Jahre“ alt.

Allerdings durfte ich doch noch ein kleines bisschen Kuss-Erfahrungen sammeln mit einer auch nach meinen Kriterien (gerade) noch jungen Kolumbianerin, deren sehr, sehr eigene Persönlichkeit in meinem Leben doch etwas bewirkt hat, was wenige Menschen bisher in mir zu bewirken vermochten. Yis ist so klar und unprätentiös, dass ich sie charakterlich eigentlich irgendwo zwischen Oslo und Stockholm lokalisieren wollte, wären da nicht diese unglaublich dunklen Augen gepaart mit Etwas, was in unteilbar mit Kolumbien verbinde: der legendären Resilliencia

Im Anschluss zu diesen Kusserfahrungen tat ich -sichtlich verunsichert- das, was ich eigentlich ganz gut kann: RECHERCHIEREN. Und in dieser Recherche fand ich dann folgenden Beitrag, den ich einfach mal in meinem öffentlichen Tagebuch festhalten will. Nach einem Jahr des Reisens nach Kolumbien könnte ich es beim besten Willen nicht treffender und nicht schöner ausdrücken, was ich nicht nur zum Thema Kuss so wahrnahm.

Die folgenden Zeilen entstammen den geschulten Federn von Ramona González und Dr. Hernán D. Caro und wurden u.a. durch das Goethe-Institut veröffentlicht. Da ich mich mit dem Spanischlernen trotz sehr manierlicher Basis im nicht mehr jungen Alter schwer tue, drucke ich den Text auch im lateinamerikanischen, spanischen Original ab.

Zumindest kann ich aber den kolumbianischen Roman Gustavo Bolívars “Sin tetas no hay paraíso” widerlegen: „ein grosser Busen“ führt gerade nicht oder zumindest für mich nicht ins Paradies – allen salafistischen Versprechungen zum Trotz, dort warteten dann auch 72 Jungfrauen auf einen.

Das wusste ich aber auch schon vor meinen Kolumbienreisen con certeza oder auch z pewnością ! Also nun zu den wirklich lesenswerten Zeilen von Ramona González und Hernán D. Caro:

KÜSSEN

Wie küsst man sich in beiden Ländern? Welche körperlichen Tabus gibt es in Deutschland und Kolumbien? Die Unterschiede sind erstaunlich. Eine interkulturelle Betrachtung des Körpers. Nichts ist universeller als der Körper: Wir alle besitzen einen. Genauso äußern sich viele unserer körperlichen Empfindungen – Hunger, Freude oder Schmerz – in der ganzen Welt auf ähnliche Weise. Doch die Art, wie wir unseren Körper „benutzen“, vor anderen zeigen und beurteilen, ist je nach Kultur äußerst verschieden.

Wie unterschiedlich man in Deutschland und Kolumbien mit dem Körper umgeht, ist erstaunlich. Was in dem einen Land als selbstverständlich gilt, ist im anderen völlig ungewöhnlich oder wird sogar als Unsitte verurteilt. Wir haben ein paar Beobachtungen zusammengetragen, welche körperlichen Verhaltens- und Kommunikationsweisen in Deutschland und Kolumbien üblich sind.

DER KUSS

Bogotá: Ein Pärchen spaziert händchenhaltend über die Straße. Plötzlich wirft sie sich auf ihn und gibt ihm einen Kuss. Sie legt ihre Hand um seinen Hals, er seine um ihre Hüfte. Für einen Augenblick vergessen beide den ständigen Drang des Bogotaner Fußgängers, immer schnell vorwärtszukommen, und verlieren sich in ihrem leidenschaftlichen Kuss… Da hält ein Mann mit seinem Auto, lässt vor dem Pärchen seine Hupe erdröhnen und schreit schelmisch: „Schlepp sie ins Hotel!“ Das Pärchen lacht. Es weiß, dass man die lautstarken Scherze der Passanten provoziert, wenn man sich auf der Straße einem leidenschaftlichen Kuss hingibt. „Die Leute sind hier einfach unglaubliche Klatschtanten und Moralisten“, sagt Jessica G., eine Frau aus Bogotá. Ob „Klatschtanten“ oder pingelige Beobachter, fest steht, dass es die Menschen in Kolumbien gewohnt sind – auf humorvolle oder humorfreie Weise – öffentlich über andere zu urteilen.

Eine ähnliche Situation ist in Deutschland schwer vorstellbar. Ana María C. aus Bogotá, die einmal in Berlin war, erinnert sich: „Die Pärchen haben sich ohne irgendwelche Probleme auf der Straße geküsst. Und dabei denken wir doch eigentlich, dass die Deutschen kalt sind!“ In Deutschland scheint ein romantischer Kuss in der Öffentlichkeit genauso wie der Austausch von Zärtlichkeiten im Allgemeinen weniger „sonderbar“ zu sein und weniger der Neugier und moralischen Urteilen ausgesetzt.

Diese Selbstverständlichkeit gilt nicht für alle Arten von Küssen: In Deutschland ist es nicht üblich, sich mit einem Kuss zu begrüßen. Dagegen lassen sich die Kolumbianer zwar normalerweise nicht zu Liebesküssen auf der Straße hinreißen, aber küssen sich dafür tausend Mal pro Tag auf die Wange, um einander zu begrüßen und zu verabschieden. Diesen flüchtigen Kuss nennen die Kolumbianer „Pico“ („Küsschen“). Sollten Sie nach Kolumbien reisen, bereiten Sie sich also darauf vor, solche kleinen Küsschen zu verteilen, oder Sie werden für kalt oder sogar arrogant gehalten. Viele Eltern pflegen ihre Kinder mit einem Küsschen auf den Mund zu begrüßen und manche Menschen begrüßen sich mit einem Küsschen auf die Stirn. Man kann also sagen, Kolumbien ist das Land der Küsschen.

DIE UMARMUNG

Anstelle eines Kusses zur Begrüßung tritt in Deutschland die Umarmung. Aber nicht immer. Zwei Freunde sehen sich nach langer Zeit wieder oder ein Sohn besucht zu Weihnachten seine Eltern: Es ist möglich, dass sich die Begrüßung darauf beschränkt, sich mit einem Lächeln die Hand zu reichen oder sich ein wenig zurückhaltend zu umarmen. Mangelnde Zuneigung? Natürlich nicht. Für den umsichtigen Beobachter stellt sich deutlich heraus, dass in Deutschland die körperliche Distanz nicht unweigerlich auch eine emotionale Distanz bedeutet. Eine feste Umarmung gehört bei vielen Menschen einfach nicht zum Grundinventar der emotionalen Äußerungen.

Ganz anders verhält es sich in Kolumbien und dem Großteil Lateinamerikas. Dort kann der fehlende körperliche Ausdruck von Zuneigung als emotionale Kälte gedeutet werden. Wie oft man sich berührt, bedeutet, wie sehr man sich mag. Ein Beispiel: Eine Frau aus Bogotá betrachtet die Hochzeitsfotos eines Ehepaars. Nachdem sie die Fotos angesehen hat, bemerkt sie: „Diese Ehe wird nicht lange halten… Auf keinem Foto umarmen sie sich!“ In Kolumbien ist ein Fest nämlich eine wahre Orgie von Umarmungen: zwischen Männern, zwischen Frauen und zwischen Männern und Frauen. Dass sich zwei Menschen stürmisch umarmen, setzt nicht notwendigerweise voraus, dass sie sich gut kennen. Gleichzeitig muss es genauso wenig auf eine tiefe emotionale Nähe hindeuten.

„OHNE BUSEN KEIN PARADIES“

Catalina, ein 14-jähriges kolumbianisches Mädchen aus einer armen Familie, träumt davon, sich ihre Brüste operieren zu lassen, denn nur so wird sie der Armut entkommen können. Zumindest glaubt sie das, weil sie das in ihrer Umgebung so beobachtet hat. Das ist die Handlung des kolumbianischen Romans „Ohne Busen kein Paradies“ von Gustavo Bolívar, der zum Erfolg wurde, als er fürs Fernsehen und später fürs Kino adaptiert wurde. Die Figur Catalinas ist von den vielen Kolumbianerinnen inspiriert, die davon träumen, einen sinnlichen Körper zu haben. Laut der Internationalen Gesellschaft für Plastische Chirurgie wurden im Jahr 2011 in Kolumbien 211.879 Schönheitsoperationen durchgeführt.

Aber warum? „Mit diesem Körper wirst du keinen Mann finden“ – bekommen in einigen Regionen Kolumbiens junge Frauen zu hören, die keine besonders üppige Figur haben. Angeblich rührt diese Einstellung von einem Schönheitsideal, das auf dem Höhepunkt des Drogenhandels ab den 80er Jahren durch die Vorlieben der Drogenhändler gefördert wurde. Aber Schönheitsoperationen werden auch in traditionellen kolumbianischen Familien akzeptiert, die mit illegalen Machenschaften nie etwas zu tun hatten. „Wenn ich mich in meinem eigenen Körper wohler fühlen kann und die Wissenschaft soweit fortgeschritten ist, um das zu ermöglichen, warum sollte ich mich nicht operieren lassen?“, sagt eine Frau.

Ganz anders ist die Situation in Deutschland. Obwohl es dort fanatische Anhänger von Botox und Lifting gibt, lehnen viele Schönheitsoperationen an der Nase, an den Brüsten oder am Po ab. Das hängt mit der starken feministischen Tradition in Deutschland zusammen, aber vielleicht auch mit dem tief verwurzelten Misstrauen gegenüber Eingriffen in den „natürlichen Körper“. Was sich wiederum auch daran bemerkbar macht, dass viele Frauen in Deutschland sich weniger schminken als anderswo auf der Welt und eher die „natürliche Schönheit“ bevorzugen.

„WIE GOTT SIE SCHUF“

Wer im deutschen Winter eine Sauna besucht, muss sich darauf gefasst machen, dieses gesunde Erlebnis mit Dutzenden anderer, vollständig nackter Menschen zu teilen. Und im Sommer wird man an den Seen und am Meer auf Strandabschnitte stoßen, an denen sich die Menschen tummeln, nackt „wie Gott sie schuf“. Die öffentliche Nacktheit oder sogenannte „Freikörperkultur“ geht auf das Ende des 19. Jahrhunderts zurück und verfolgt keine sexuellen Ziele. Im Gegenteil stellt sich die Philosophie des Nudismus der moralischen Beurteilung der Nacktheit entgegen und betrachtet den Körper als Teil der Natur.

In Kolumbien und wahrscheinlich in ganz Lateinamerika ist die Freikörperkultur äußerst selten anzutreffen. Wann kommt es dort vor, dass sich eine Person gegenüber einer anderen entkleidet? Fast ausschließlich dann, wenn sie danach Sex haben. Genauso ist in diesem traditionell katholischen und patriarchalischen Erdteil eine Konnotation von Erotik oder sogar „Unsitte“ zu spüren, wenn man einen Körper, besonders den weiblichen, nackt zeigt oder zu Gesicht bekommt. Aber auch vielen Männern aus Kolumbien oder Lateinamerika wäre es unangenehm, sich an einem öffentlichen Strand nackt zu zeigen. Kurioserweise scheint das Tabu ausgerechnet an einem so heiklen Punkt wie der Nacktheit keine sexuelle Diskriminierung zu kennen.           

AUTOREN

Ramona González arbeitet als Journalistin in Bogotá. Hernán D. Caro ist Doktor der Philosophie der Humboldt-Universität zu Berlin. Er schreibt für deutsche und kolumbianische Medien.

Übersetzung: Laura Haber
Goethe-Institut Kolumbien (https://www.goethe.de/ins/uy/de/kul/fok/tab/20791959.html)

¿Cómo se besa en ambos países? ¿Qué tabúes respecto al cuerpo hay en Alemania y Colombia? Una guía corporal e intercultural.

No hay nada más universal que el cuerpo: todos tenemos uno. Así mismo, las sensaciones que experimentamos a través del cuerpo –hambre, placer o dolor– parecerían manifestarse de forma semejante en todo el mundo. No obstante, la forma en que “usamos”, exhibimos y juzgamos el cuerpo difiere radicalmente de una cultura a otra.

Las diferencias entre el modo en que se experimenta el cuerpo en Alemania y Colombia pueden sorprender. Lo que en un país es natural, en otro es inusitado o incluso mal visto. Hemos reunido algunas observaciones sobre cómo se comportan y se comunican los cuerpos alemanes y colombianos.

EL BESO

Bogotá: una pareja camina de la mano por la calle. De pronto, ella se lanza sobre él para darle un beso. Ella pone su mano en el cuello de él; él la suya en la cintura de ella. Olvidan por un instante el afán permanente del peatón bogotano y se pierden en su beso apasionado… De repente, un hombre detiene su coche, toca la bocina estruendosamente frente a la pareja y grita pícaramente: “¡Páguele pieza!”. La pareja se ríe. Saben que quien se besa con pasión en la calle se arriesga a la broma pública. “Es que aquí la gente es muy chismosa y moralista”, dice Jessica G., una bogotana. “Chismosa” u observadora en exceso, lo cierto es que, en Colombia, la gente tiende a juzgar –humorísticamente o no– en voz alta.

Una situación así es improbable en Alemania. Ana María C., una visitante bogotana en Berlín, recuerda: “Las parejas se besaban en la calle sin ningún problema, ¡y eso que pensamos que los alemanes son fríos!”. En Alemania, el beso romántico público y, en general, las expresiones de amor entre parejas, parecerían ser menos “misteriosas”, estar menos sujetas a la curiosidad y a los juicios morales.

Esta naturalidad no se refiere a todos los besos: en Alemania no es usual que la gente se salude con un beso. Por el contrario, si los colombianos no suelen besarse románticamente en la calle, sí se besan cientos de veces al día en la mejilla, para saludarse y despedirse. A este beso fugaz los colombianos lo llaman “pico”. Si usted va a Colombia, prepárese para repartir “picos” o pasará por frío o incluso arrogante. Muchos padres acostumbran saludar a sus hijos con “picos” en la boca, y algunas personas se saludan con un “pico” en la frente. Se puede decir que Colombia es el país de los “picos”.

ABRAZOS

En vez de besos, algunas personas en Alemania saludan con un abrazo. Pero no siempre. Dos amigos se encuentran después de largo tiempo; un hijo visita a sus padres en Navidad: es posible que el saludo se limite a darse las manos con una sonrisa o a un abrazo algo austero y controlado. ¿Falta de cariño? Por supuesto que no. Para el observador cuidadoso, resulta claro que en Alemania la distancia física no implica necesariamente distancia emocional. Simplemente el abrazo no forma parte esencial del andamiaje emocional de muchas personas.

Algo muy distinto sucede en Colombia y en gran parte de Latinoamérica. Allí, la falta de ternura física podría identificarse con frialdad emocional. Qué tanto nos tocamos es qué tanto nos queremos. Un ejemplo: una señora bogotana observa las fotos del matrimonio de una pareja. Después de verlas, comenta: “Ese matrimonio no va a durar… ¡No se abrazan en ninguna foto!”. Y en Colombia, una fiesta es una verdadera orgía de abrazos: entre hombres, mujeres, entre hombres y mujeres. No es necesario que dos personas se conozcan bien para que se abracen con entusiasmo. Lo cual, a su vez no implica necesariamente una cercanía emocional profunda.

“SIN TETAS NO HAY PARAÍSO”

Catalina, una niña colombiana de 14 años proveniente de una familia pobre, sueña con operarse los senos, pues solo así podrá salir de la pobreza. O eso cree, pues eso ha visto en el ambiente que la rodea. Esa es la historia de la novela colombiana “Sin tetas no hay paraíso” de Gustavo Bolívar, la cual se convirtió en un éxito al ser adaptada a la televisión y luego al cine. El personaje de Catalina está inspirado en muchas colombianas que sueñan con ser voluptuosas. Según la Sociedad Internacional de Cirugía Plástica, en el año 2011 se realizaron 211,879 cirugías estéticas en Colombia.

¿Una explicación? “Con ese cuerpo no va a conseguir marido”: en algunas regiones de Colombia, esto lo pueden escuchar las mujeres jóvenes que no son voluptuosas. Se dice que esto es resultado de una estética promovida con el auge del narcotráfico a partir de los años ochenta y el gusto de los narcotraficantes. Pero las cirugías estéticas también son aceptadas en familias tradicionales colombianas que jamás han hecho nada ilegal. “Si tengo la posibilidad de sentirme mejor conmigo misma y la ciencia ha avanzado para eso, por qué no operarme”, dice una mujer.

Algo muy distinto ocurre en Alemania. Allí, aunque hay fanáticos del bótox y el “lifting”, muchos rechazan las operaciones estéticas de nariz, senos o cola. Eso está relacionado con la fuerte tradición feminista alemana, pero también puede con el sentimiento tradicionalista de desconfianza frente a la manipulación del “cuerpo natural”, el cual se percibe también en el hecho de que, en Alemania, muchas mujeres tienden a maquillarse menos que las de otros lugares del mundo, y a apreciar más una “estética natural”.

“COMO DIOS LOS TRAJO AL MUNDO”

Quien visite una sauna en el invierno alemán, deberá estar preparado para compartir esta saludable experiencia con docenas de personas completamente desnudas. Y en verano, en los lagos o el mar se pueden ver secciones de playa repletas de gente “como dios la trajo al mundo”. El nudismo público, o la llamada “Cultura del cuerpo libre”, se remonta a finales del siglo XIX, y está desvinculada de objetivos sexuales. Por el contrario, la filosofía nudista se contrapone al enjuiciamiento moral de la desnudez y ve al cuerpo como parte de la naturaleza.

En Colombia, y probablemente en toda Latinoamérica, el nudismo es una rareza. ¿Cuándo se desnuda allí una persona frente a otra? Casi exclusivamente cuando van a tener sexo. Igualmente, mostrar o ver un cuerpo desnudo adquieren en esta región de tradición católica y patriarcal una connotación erótica o incluso “indecente”, en especial el cuerpo femenino. Pero también, para muchos hombres colombianos o latinos resultaría incómodo desnudarse en una playa pública. Curiosamente, al parecer justo en un punto tan espinoso como la desnudez, el tabú no discrimina por sexo.

AUTORES

Ramona González trabaja como periodista en Bogotá. Hernán D. Caro es doctor en Filosofía de la Universidad Humboldt en Berlín. Trabaja como periodista para medios alemanes y colombianos.

origen: https://www.goethe.de/ins/uy/de/kul/fok/tab/20791959.html

Verfasst von: Dennis K. | 7. September 2023

Leticia im Amazonas – Klimagedanken einmal anders…

Seit gut einem Jahr fliege ich endlich wieder vermehrt und das tut mir richtig gut. Auch geniesse ich Flüge immer schon sehr und die jetzt wieder verfügbaren Freiheitsgrade bei der Buchung nutze ich für ganz besondere (Flug)Erlebnisse. Aber letztendlich waren diese immer auch ein Mittel zum Reisen.

So fing nach Trennung und Pandemie alles vor gut einem Jahr wieder an für mich mit dem „freien Reisen“, mit KLM und einer wilden Übernachtung im Transitbereich -wie zu Studienzeiten- am Flughafen Schiphol, aber -und das ist ein absolutes Novum für mich- gefolgt von einer Premiere um 6.00 morgens in der (Crown)Lounge und dann BusinessClass über den Atlantik.

Die KLM riet im Juni 2022 wegen der Personalsituation explizit davon ab, Schiphol zu benutzen (how strange is that?), was ich online las und bot zeitgleich aber im Internet das BC-Ticket für -ich meine- 1599€ ex Frankfurt an. Lounge-Zugang, gratis-Duschen und gar Stundenschlafkabinen waren mir bisher aus eigenen Erfahrungen unbekannt, aber ich bin ja bekanntlich neugierig und experimentierfreudig und auf diesen ein wenig „dekadenten“ Zug sprang ich gerne auf.

Seit dem habe ich den Atlantik 4mal gen Bogota überflogen und das bewusst und aus wiedergewonnener Flugfreude auf sehr unterschiedlichem Wege: KLM via Amsterdam, Iberia via Madrid, Air Canada via Toronto und zu guter Letzt mit Lufthansa von Mailand (!) über Frankfurt.

In allen 4 Transatlantikflügen durfte ich zumindest ein Leg in der BusinessClass geniessen; dabei gelang es mir immer erfolgreich mich an den 1600€ des KLM-Lockangebotes zu orientieren. Lufthansa war dabei ab Mailand über Frankfurt mit unter 1600€, 1000€ billiger als nur ab Frankfurt und da Mailand vom Bodensee ziemlich genau so weit weg ist wie Frankfurt, fiel die Entscheidung leicht.

Um es vorweg zu sagen, „Lufthansa“ war das schlechteste Reiseerlebnis und „Frankfurt“ der mieseste Flughafen. Für die Lounges gilt das nicht, da hat leider Bogotá (noch) nicht den europäischen Standard und nicht so viel zu bieten, obwohl Avianca auch StarAlliance-Mitglied ist. Die MarpleLeafLounge in Toronto war trotz fehlender Duschen ein kulinarischer Benchmark. Die Preisgestaltung von Lufthansa mag unter Wettbewerbsbedingung Lufthansas Bedürfnisse optimieren, aus „offizieller Sicht“ kann man seinen eigenen co2-Fussabdruck kaum reduzieren, wenn ein (Zubringer)-Flug aus Mailand über Frankfurt um 1000€ günstiger ist als „nur“ der Direktflug.


Zudem muss ich vor den o.a. Bildern manchmal über meine eigene unsouveräne Hässlichkeit schmunzeln, wenn ich mit der Mutter meines Sohnes weiterhin über eine mutmasslich veruntreute Design-Pfeffermühle mit Peugeotmahlwerk streiten mag, die ich seinerzeit von meiner Patentante geschenkt bekam oder eben über den Kinderwagen von Konstantin – nein, noch Jahre nach der Trennung habe ich nicht für „standesgemässe“ Einkleidung ihres biologischen Halbneffen zu sorgen. Auch ich setze Grenzen.

Dies ist ein Platzhalter für mich….




In den letzten gut 12 Monaten bin ich insgesamt 27 Flugabschnitte geflogen: neben den Transatlantikflügen nach Südamerika, auch 7 nationale Flüge innerhalb Kolumbiens mit Yis und Samuél, -natürlich wie gewohnt Standardklasse-, ein Abstecher nach Sizilien mit Yis und Konsti (EasyJet) und schlussendlich mein jüngstes „Papa/Sohn Abenteuer“ in die Türkei mit einer türkischen Charterlinie.

Die Auslastungsquoten sind allesamt beachtlich, gefühlt immer (!) deutlich über 95%. Nur mein AirCanada lag mit vielleicht 90% ein wenig darunter. Die Kapazitäten werden erst wieder geschaffen und die Reiselust der Menschen ist stärker denn je !

Einige Highlights waren dabei der kurze Luftbrückenflug nach dem Erdrutsch, kaum 40 Minuten mit einer Turbo-Prop von Villavicencio den Berg hoch ins über 2000m höher gelegene Bogotá, der Start in Cartagena über die kolumbianische Karibikinseln, v.a.das gerade besuchte Archipélago de San Bernardo, 70km südlich der Karibikmetropole nach Medellín mit LowCost „Viva“, ein Landeanflug über die Niagara-Falls nach Toronto und eine Warteschleife über dem Untersee, dem „eigenen Haus“ mit einem anschliessenden Blick auf den Rheinfall bei Schaffhausen, nachdem wir von Istanbul kommend bei herrlichem Wetter uns über 1000Kilometer an der Donau orientierten. Auch der Landeanflug um den Ätna mit Rauchfahne auf Catania im letzten Oktober bleibt in eindrücklicher Erinnerung:
Leider aber auch der tränenreiche Zwischenfall am Flughafen Mailand Malpensa, an dem Konsti mich dem Herzinfarkt einen deutlichen Schritt näher brachte. Zumindest für diese Zwischenfälle denke ich sehr gerne an Frau Dassinger zurück.

Herrlich das Ganze. Die Welt ist so wunderschön !

Hier möchte ich vor allen Dingen längst überfällig über meinen Amazonasbesuch nach Leticia berichten – „fliegerisch“ v.a. vom von gutem Flugwetter begünstigten Rückflug aus dem Amazonas . Im Vergleich zu den gesamten Eindrücken dieser Woche ging er aber fast unter…

Allerdings führen Amazonas und Vielfliegerei zwangsweise in der politischen Grosswetterlage auch zu folgenden Gedanken:

Ich meine leider noch immer, ich müsse mein eigenes Tun irgendwie „rechtfertigen“. Nein, zumindest arbeite ich sehr hart daran, dies nicht mehr zu tun. Trotzdem liegen mir die folgenden Gedanken am Herzen, v.a. auch für mich selber und vielleicht auch einmal für meinen Sohn, der diese Zeilen irgendwann liest und sich fragt, was seinen Vater so umgetrieben hat in einer für ihn sehr schweren und prägenden Zeit. Alles, aber ein schlechtes Gewissen wegen eines zu grossen co2-Fussabdrucks war es wohl nicht:

27 „Lustflüge“ tönen ja wirklich nicht wenig und der mir zuschreibbare CO2-Fussabdruck ist somit wahrlich hedonistisch und entsprechend erschreckend gross.

Gerne verweise ich aber dabei auf meinen „Klima-Mentor“ Gerd Ganteför, der ja völlig zu Unrecht auch schon auf die braun-rechte politische Straßenseite lokalisiert wurde. Nein, Herr Ganteför zumindest für mich sind Sie weiterhin ein intellektueller Leuchtturm mit ihren Lektionen, die mein eigenes Klimadenken in den letzten 3 Jahren massgeblich mit geprägt haben.

Und, wie ich heute noch bei welt.de las, ich hatte noch keine Zeit das Ganze zu „überprüfen“, gibt es in Deutschland „8 Lehrstühle für Kernforschung, aber 173 Lehrstühle für Genderforschung“. Ganz abwegig erscheinen die Verhältnisse mir aber nicht. Vielleicht täte Deutschland mal gut daran, auch unter CO2-Gesichtspunkten eine ehemalige Weltführerschaft nicht wieder aus der Hand zu geben bzw. den globalen Anschluss ganz zu verpassen.

Quelle: https://gantefoer.ch/about/

Wer mal Lust hat, seine eigenen Grenzen des Wissens, vor allen zum Thema Energiekrise und Klimawandel zu erweitern, sollte wirklich mal auf diesen Link klicken oder direkt seinen Youtube-Kanal aufsuchen. Wer sich zuvor mal ein wenig über den politischen und gesellschaftlichen Standpunkt des selbstironischen Konstanzer Professors einlassen will, der darf auch gerne hier mal reinschauen. Dieses lediglich 9min lange Video zeigt wohl ganz deutlich -obwohl seine Standpunkte gerne vom „völkisch denkenden“, rechten Gesellschaftsrandmissbraucht“ werden- ein höchst liberales aber eben auch freigeistiges und interdisziplinäres Denken und gleichzeitig einen selbstironischen Universitätsprofessor, der manchmal auch ein wenig zerstreut daher kommt. Einfach sympathisch und auch das ist wichtig in der Meinungsmache !

Gerd Ganteför, eine auch rheinische Sozialisation spürt man immer noch , nahm zumindest mich mit auf eine Reise des Verstandes, dabei auch mit auf eine Reise zu den aktuellen gesellschaftlichen Themen (Energiekrise und Klimawandel) und schlussendlich nahm er mich an die Hand für eine Reise zu den Sternen und den ganz elementaren philosophischen Fragen. Danke dafür !

Wieviel Homo Faber steckt wirklich zäh in mir, arbeite ich doch im Moment härter denn zuvor, dass ich neben dem Verstand auch vermehrt Intuition und Gefühle zuzulasse also eine kleine Fabersche Metamorphose selber durchmache.

Gestolpert bin ich über Professor Ganteför wieder in der Pandemie als ich mich an seinen wirklich (laien)verständlichen Vortrag zu Einsteins (spezieller) Relativitätstheorie erinnerte, den ich live vor vielen Jahren in den Konstanzer Nächten der Wissenschaft miterleben durfte. Dieser Vortrag hat bei Youtube bald 8 Millionen Aufrufe, richtig toll und zumindest mich im richtigen Mass „fordernd“; zuweilen leider auch mathematisch an einigen Stellen ein wenig überfordernd waren dann seine Physikvorlesungen „Energie und Klima“ und „Sterne und Weltall“, denen ich in der Pandemie gebannt folgte. Aber das sehe ich mir mit Anfang 50 selber mal nach.

Hier jetzt meine Woche im Amazonas, umfangreich und hoffentlich eindrucksvoll…

Der Johnny Depp ./. Amber Heard Verleumdungsfall hat mich Ostern2022 aus vielerlei Gründen wirklich in seinen Bann gezogen. Aus gegebenem Anlass -die Bild berichtete diese Woche über Johnny Depps Lieblingsweine- kamen mir ein paar lustige, mir aber durchaus wichtige Gedanken zu seinem legendären Mega-Pint und diese wollte ich für mich „zu Papier“ bringen.

Dennoch greife ich mein im Vorposting formuliertes und auch so gemeintes Vorhaben auf und setze mich hier endlich einmal auseinander mit den schönen Dingen des Lebens, also „meinem“ Ostern 2023.

Wahrheiten, wie dreckig sie auch immer sind, bleiben allerdings Wahrheiten und dürfen auch ausgesprochen werden.

Johnny Depp wird nachgesagt, monatlich etwa $30.000 für Wein auszugeben, insofern war das Megapint mit meinem geschulten Auge eine $500-Füllung 🙂

Gleiches gilt zu meinen Gedanken zur Causa Aiwanger, deren politische Entscheidung just in diesem Moment über den Äther verbreitet wird. Meine letzten 2 Wochen waren wahnsinnig hart und emotional v.a. in Bezug auf meine „neue“ Rolle im Leben meines Sohnes und am Liebsten hätte ich den Schlüssel hinter mir umgedreht und wäre möglichst weit, weit weg geflohen: zum Beispiel in die Tiefen und Weiten des Río Amazonas, hier konnte ich die Verlogenheit in dieser Causa (beidseitig) kaum ertragen.

dpatopbilder – Hubert Aiwanger (Freie Wähler), Staatsminister für Wirtschaft, spricht auf einer Pressekonferenz. Foto: Lennart Preiss/dpa

Auch startet in diesen Momenten Bike-Dreams, ein holländischer Reiseanbieter zu der Fernfahrt Paris-Dakar mit dem Fahrrad. Das sind so die Träume, die mich noch umtreiben: 10 Wochen, 7300km und seit Monaten ausgebucht; sicherlich im Moment auch nicht die richtige Fahrt für mich :-).

Trotzdem möchte ich diese nächsten Wochen nutzen um Wilbert Bonné zu folgen. Sein Buch „Sleep well Isabel“ hatte ich Konstantin dieses Jahr mit einer Widmung versehen geschenkt, hatte Wilbert es geschrieben, um sich bei seiner Tochter für seine vielen Absenzen zu entschuldigen. Welch ein stilvoller Weg, das zu tun.

Bike-dreams ist ein Startup zweier umtriebiger „Holländer“, entstanden aus der ersten Ausgabe der TourdAfrique 2003 und wird mittlerweile von eben diesem Wilbert geführt und ist zu einem etablierten, europäischen Anbieter für weltweite „abenteuerliche“ Fernfahrten geworden.

Zweifellos „Oranje“ geführt – eine Völkchen, was ich ganz gerne mag und das mir zumindest deutlich sympathischer rüber kommt als häufig die eigenen Volksgenossen.

Ausgebuchte 2023er Edition Paris-Dakar Quelle

So möchte ich mir endlich die Zeit nehmen, einmal über meine magischen Tage Ostern 2023 zu schreiben, die ich vor knapp 5 Monaten in Südamerika verbringen durfte, die unzweifelhaft zu den eindrucksvollsten Reiseerlebnissen meines Lebens gehören, auch wenn dem eigenen Sohn dieses gemeinsame Erlebnis verwehrt geblieben ist.

Los ging es am 4. April 2023 nach 2 gemeinsamen Tagen in Bogota ! Yis und Samuél reisten verspätet an, war der Schwiegervater der Schwester von Yis völlig unerwartet eines Nachts einem Herzinfarkt erlegen.

Goldmuseum, Planetarium und der 3152m hohe Cerro de Monserrate, der Hausberg Bogotás standen auf dem „Standard“Programm für Samuél und Yis hatte sich lustigerweise in Villavicencio bereits für „Planetariumsfingernägel“ entschieden. Die unprätentiöse Art dieser Kolumbianerin begeistert mich wie am ersten Tag. Meine „Calle de Soledad“ war mit Ankunft der beiden beendet, selten habe ich ein so entspanntes und liebevolles Mutter-Sohn-Duo beobachten dürfen wie die beiden in der nun folgenden Woche. Danke dafür !

Dass Samuél zumindest bei seiner Ankunft komplett in Konstantins Klamotten gekleidet war, machte mir seine Absenz zumindest ein kleines, kleines bisschen leichter.

Eine mir sehr, sehr liebe Freundin sagte mir aus sehr aktuellen Anlass, es wäre auffällig, wie sehr ich mich auf negative Dinge konzentrieren würde. Sie wüsste mich ja richtig einzuordnen und kenne natürlich auch alle meine guten Seiten, aber es müsse mal gesagt werden. Zum einen war sie wahrlich nicht die erste, die so etwas sagte, aber definitiv eine, der ich zuhöre.

Meinen tausenden v.a. weiblichen Mitleserinen hier, die zustimmend nicken, und nicht wissen, von welchem aktuellen Anlass ich aktuell gerade spreche, ich habe Euch auch gehört, aber eben nicht so wie Dich, liebe J. !

Es war auch schon eins der Hörner, in die auch Kasia synchron gerne blies und vielleicht habe ich mich deswegen auch so lange versperrt, dem gebührende, weil berechtigte Aufmerksamkeit zu schenken. Streng genommen war es ja schon Bestandteil der Therapie vor gut 1 1/2 Jahren. Nunja, das Durchbrechen von Fossilierungen ist halt nicht so einfach… vor allem, wenn man einsam ist oder gar dafür gesorgt hat, einsam zu sein.

Ich habe mir nun wieder einmal vorgenommen, hier vor allem vorwärtsgerichtet über die schönen Dinge des Lebens zu schreiben (Punkt). Und sollten, was ja leider in meiner Lebenssituation nicht ganz überraschend käme, die hässlichen Dingen meiner Aufmerksamkeit bedürfen, ich der ganzen Sache zumindest hier, in diesem Blog, eine humorvolle positive Seite abgewinnen wollte.

Es gibt so viele wunderbare (Reise)Dinge, die hier ausstehen und über die es zu berichten sich lohnte. Ich denke noch an die Fahrt von Villavicencio ins 2000m höher gelegene Bogotá im Februar mit dem sensationellen Kleinbus-Fahrer Pedro, von dem ich so viel Liebenswertes über Kolumbien erfuhr und er mir dabei genau auch die Strecke nahe brachte, die mich vielleicht sehr regelmässig zu Yis verbinden wird.

Es ist genau die Strecke, über die einige Monate später dann die gigantische Schlammlawine Mitte Juli herein brach und den Tod brachte für mehr als 20 Autofahrer und Dorfbewohner – ich berichtete ja schon an anderer Stelle. Yis, Samuél und ich waren der Tragödie, diesmal bergab fahrend um knapp 4 Stunden entkommen.

Nun widme ich mich aber mal den schönen Dingen oder berichte zumindest von den „kleinen Tragödien“, die ich dann aber erfolgreich für mich nutzen konnte. Von der kurz nach unserer Durchfahrt ereigneten Tragöde erfuhr ich selber nämlich erst am nächsten Tag in einem Fahrradladen namens „La Tienda del Profe Wilson“ . Diesen musste ich aufsuchen, war ich mitverschuldet bei meiner Ankunft in eine tiefe Depression verfallen, aus der mich Yis im Hotel von zuhause aus auch nicht aufbauen konnte:

Das Schaltauge meines um die halbe Welt geflogenen BMC URS war auf dem Transport derart verbogen, dass ich mir nach „meinem“ Stand der Technik (technisch ging die letzte Dekade nicht nur bzgl. Bikes an mir vorbei) beim besten Willen nicht vorstellen konnte, ohne Ersatzschaltauge den geplanten Wiedereinstieg auf mein „neues“ Gravelbike zu finden.

Ich sollte abermals meinen Negativismus hinterfragen, hatte ich die Rechnung vorschnell ohne die Liebenswürdigkeit, die omnipräsente Bici-Passion und die handwerklichen Fähigkeiten der Kolumbianer gemacht. Und zum Glück liess sich das ganze Problem auch ein wenig Dank der Weiterentwicklung des Materials entschärfen -Stichwort (thru axle 135mmx12).
Positiv gesehen bescherte mir also ein liebloser Flughafenmitarbeiter in Mailand, Frankfurt oder Bogotá gleich die ersten 2 Radfreunde (Jefe Profe Wilson mit seinem mecánico Nelson & dann Edgar).

Der Ladenbesitzer Wilson war super hilfreich und besprach das Ganze mit seinem Mechaniker, schätzte mich nach einer kleinen Richtigstellung richtig ein

Wilson, diesen Anstieg kenne ich natürlich, aber diesen komme ich bestenfalls mit einem Mietauto hoch.

und stellte mir sodann im Laden auch den 51jährigen Edgar vor, einem seit gut 7 Jahren pensionierten Colonel der Fuerzas Militares de Colombia. Wilson würde ich gerne an anderer Stelle die wohlverdiente Erwähnung zuteil werden lassen und so schreibe ich erstmal über Edgar:

In astronomischer Form war Edgar selber nicht mehr, erinnerte er mich aber doch nicht nur vom Dienstgrad an den göttlichen Jack Nicholson als Colonel Nathan R. Jessup in „Eine Frage der Ehre“.

Dazu war „mein“ Colonel mit dem Mountainbike unterwegs, während ich auf dem Gravel rollen wollte. So erhoffte die kompetitive Seite in mir trotz meiner eigenen desaströsen Verfassung zumindest Überlebenschancen im flachen Llanos, aber v.a. reichlich Gespräche über Politik und Gesellschaft bei Coke-Stops und Überlebensübungen im Spanischen.

Zweimal fuhren wir zusammen Fahrrad, dann lud er mich mit seiner Frau Andrea zu einem authentischen Essen ein, nachdem er mich, mein Gepäck und mein Gravelbike ins nächste Hotel ein bisschen ausserhalb von Villavicencio überfuhr. Die Gastfreundschaft dieser Menschen muss man einfach lieben und als Gringo hoffentlich nicht als selbstverständlich erachten. Die Kolumbianer sind einfach so freundliche Menschen, wenn man nicht gerade den Falschen nachts am falschen Ort begegnet, denn hier muss man leider auch ein wenig aufpassen…

Bei einer kleinen Gegeneinladung nach Ausfahrt 2 in der doch sehr schicken Bar des Hotels ESTELAR, war dann auch Edgar noch sehr glücklich und zufrieden, traf er dort einen anderen Colonel von der Kadettenschule, den er seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen hatte und stellte mir dann noch einen wichtigen lokalen Polizeichef vor. Mein Hotel war wegen des schweren Erdrutsches (s.o.) von den Grössen aus Militär und Polizei besetzt, erarbeiteten sie unter den kritischen Augen der Presse einen Notfallplan für die einzige Strasse, die nach Bogotá führte.

Auf den Touren bekam ich dann im aeroben Bereich ein paar der Informationen über das Land mit seinen Konflikten, mit denen es schon seit Jahrzehnten kämpft. Nämlich u.a. über den mit der FARC-Guerillia und natürlich die Situation mit den Narcotraficantes. Jetzt, wo ich nochmals intensiver darüber nachdenke, richtete Edgar auch ein paar nachvollziehbare kritische Worte zu Angela Merkels „empeacement policy“ gegenüber Wladimir Putin und die einseitige deutsche Abhängigkeit vom Russischen Gas – Chapeau bas, lieber Edgar, ich bin froh, mit dem jetzigen Präsidenten und Oberbefehlshaber Gustavo Petro erstmalig das aktuelle kolumbianische Staatsoberhaupt nennen zu können und widersprechen kann ich dem ganzen auch nicht.

Die Sicht dieses erfahrenen Haudegens ermöglichte mir eine weitere Perspektive auf die Narcos-Serie – gut gemachtes Unterhaltungskino aus Hollywood, aber eben auch viel Gringo-Phantasie. Edgar empfahl mir die spanische Produktion „Operación Jaque“ über die langjährige Geiselnahme und Befreiung der kolumbianischen Präsidentschaftskandidaten  Íngrid Betancourt durch die Guerilla ganz im Süden von Meta, dem Departamento, in dem ich mich befand. Er könne aus erster Hand sagen, das käme dem Ganzen doch viel näher. Auch erklärte es mir gleichzeitig, warum die Gegend um San José del Guaviare bei oberflächlichen, wenn auch erfolgreichen Youtubern fälschlicherweise noch immer als gefährlichste Gegend Kolumbiens gilt.

Dazu vielleicht noch mehr an anderer Stelle und vielleicht schon bereits jetzt ein wenig Selbstbewusstsein bezüglich meiner Intuition, der ich immer mehr zu vertrauen lerne.

Dank Edgars Geschichten ist meine rein intuitive Vermutung, dass ich vor ziemlich genau einem Jahr mit Yis vielleicht doch in Guatapé wirklich Zu Gast bei den Narcos? war, vielleicht doch mehr als nur eine blosse Vermutung. Ich mutmasste ja, dass das wunderbar gelegene aber doch ein wenig abstrus geführte Hotel die riesige Hacienda eines sehr reichen Mannes sein müsse, der wisse, wie man feiert und das Hotel einige Tage im Jahr auch mal großzig und exklusiv selbst nutze: eben möglicherweise ein Narcotraficante.

So war es offensichtlich konzipiert, so stellte es sich zumindest mir dar, hatte ich es damals bei booking.com gebucht. Der für kolumbianische Verhältnisse nicht ganz günstige Spass wurde mir tatsächlich niemals nachbelastet als ich das privilegierte aber abgelegene Hotel nicht in bar zahlen wollte und sowohl Zimmermädchen als auch Köchin stellten sich mir in einer positiven Art und Weise dar, wie eigentlich nur gutes Hauspersonal Pablo Escobar zugesprochen wurde. Lest es also gern nochmals nach: Yis und ich zu Besuch bei den Narcotraficantes am Tegernsee Medellíns

Vielleicht sollte ich hier nicht so offen schreiben, sonst schafft es Konstantin vor seinem 18. Lebensjahr nichtmals mit dem Papa an den Amazonas oder zumindest die kolumbianische Karibik. Auf jeden Fall zeigte Edgar mir eine sehr wohlhabende Gegend, die wohl in fester Hand der Narcotraficantes sei und das war unmittelbar vor den Toren Villavicencios gelegen.

Als letzte Erinnerung für dieses Posting und meine Zeit mit Edgar bleibt etwas, was er mir ganz willentlich auf Nachfrage richtig stellte, hatte ich seine Familiensituation auf dem Fahrrad nicht ganz klar verstanden. Hatte er nun zwei oder drei eigene Kinder ?

Es überraschte mich schon wie offen, wie „natürlich“, wie selbstbewusst Männer wie er in Kolumbien an der Hotelbar mit Neubekanntschaften wie mir über Dinge sprechen, die nun ja, ich nenne es einmal neutral, partnerschaftlich problematisch werden können, wenn es den Protagonisten nicht gelingt, ehrlich zu sein, loslassen zu können und einander zu vergeben und dann zum Wohle der Kinder Hand in Hand Probleme gemeinsam zu lösen.

Dass ich manchmal nicht loslassen kann, steht für mich völlig ausser Frage. Dass zum Vergeben aber auch das ehrlich sein gehört, seht für mich ebenso ausser Frage, trotz all meiner gut gemeinten Auseinandersetzung zum Thema Lüge.

Quintessenz dieses Annektdötchens: Seine mittlere Tochter ist bei einem Militäreinsatz im Dschungel entstanden. Ihre Mutter liess den Kindsvater dann in der Folge vom Militär ermitteln und mit Unterhaltsansprüchen konfrontieren. Quasi eine Besenkammeraffaire in den Tiefen des kolumbianischen Urwalds. So ist das gemeinsame Kind heute selber Kadettin und studiert zeitgleich Ingenieurwissenschaften für das Militär. Nun ja, sicherlich besser als „Bobbeles“ rothaariger, russischer Reitunfall.
Auf meine Frage, was seine Frau zu diesem Dschungeleinsatz gesagt habe, sagte er ernst, „es wäre keine leichte Zeit gewesen“ und nahm einen großen Schluck Bier.

Am nächsten Tag stellte er mir Andrea, seine Frau vor und die beiden luden mich zu dem erwähnten authentischen Almuerzo Llanero ins lokal sehr geschätzte Asadero El Amarradero del Mico * ein:

Happy Ending Colombiano !

  • Schaut Euch den Instagram-Link wirklich mal an, denn das Llanos ist bekannt für seine Art, frisches Fleisch zuzubereiten und wer schon einmal von dieser Art gehört hat und es interessiert, wie die Kolumbianer ihren BBQ machen, dem wird das Wasser im Munde zerlaufen !
  • Als ich nach einigen Wochen soeben Edgar von diesem Post in Kenntnis setze, erreichten mich quasi postwendend folgende Worte auf deutsch(!) – gibt es der oben erwähnten Freundlichkeit irgendetwas hinzuzufügen:

    „Guten Tag mein lieber Freund Christian.
    Aus tiefstem Herzen sende ich dir eine große Umarmung und einen aufrichtigen Gruß der Zuneigung, der Dankbarkeit für deine schönen Worte.
    Du hast hier in meiner Familie einen Raum, wenn du wiederkommst, um dir als qierido-Mitglied in meiner Familie zu dienen. Der Name meiner Frau ist Andrea“

Ich bin -so Gott weiss- kein Sozialist, sicherlich aber auch kein Hardcore-Kapitalist. So sehr der Realsozialismus an den Menschen als selbstbestimmte Individuen vorbei geht, so wenig regelt der Markt weder die Belange seiner Shareholder geschweige denn die seiner Stockholder immer effizient. Als grundsätzliches Regelungsinstrument halte ich den Markt aber weiterhin für unübertroffen.


Wirtschaftspolitisch an breiter Front eingesetzte Mittel sind Steuern und staatliche Leistungen im Allgemeinen und Mindestlohn bzw. Sozialhilfe am Arbeitsmarkt im Speziellen. Diese steuern die Anreize der Markteilnehmer sowohl angebots- als auch nachfrageseitig. Den Arbeitsmarkt erwähne ich hier gerne, weil schon seit Marx die Arbeitskraft das Einzige ist, über das die breite Masse verfügt. Dass die Breite Masse hier in Kolumbien lediglich über ihre Arbeitskraft verfügt und wirklich nur Wenige die Habenden ausmachen, scheint in Kolumbien ausgeprägter zu sein als in vielen Ländern.

Meine Recherche bei der Weltbank bestärkt diesen Eindruck und weist für Kolumbien regelmässig einen Gini-Koeffizienten von über 0,5 aus, erfreulicherweise sinkend in den letzten Jahren, so dass das Land eine gewisse Partizipation zu erleben scheint.

„Legende“: so roter desto ungleichverteilter sind Vermögen und Einkommen.

Das deckt sich mit meinen subjektiven Eindrücken, habe ich die Sub-Sahara-Staaten, v.a. Südafrika deutlich ungleichverteilter wahrgenommen als die muslimischen Staaten in und nördlich der Sahel-Zone.. Wirklich „krasser“ erschien mir persönlich nur Südafrika dessen kompletten Westen ich von Namibia aus kommende traversierte und das Gefühlte stimmt mit „den Statistiken“ überein.

Mindestlohn

Wer für eine Arbeitsstunde als Unternehmer/Arbeitgeber 10€ zahlen muss, selber sich aber nicht in der Lage sieht, diese Arbeitsstunde am weiteren Markt als Produktivität für sich zu mindestens 10 € zu platzieren, wird die Arbeit nicht dauerhaft nachfragen. Aus Sicht des Arbeitnehmers wiederum schützen aber Mindestlohn vor einer „allzu prekären“ Ausnutzung der eigenen Arbeitskraft, vor allem, wenn „die Arbeitskraft“ sich einem Heer ähnlich qualifizierter Konkurrenten ausgesetzt fühlt.

Zunächst möchte ich meinen Ausführungen folgendes ganz bewusst vorausstellen: 

Ich bin mir durchaus bewusst, dass ich selber mein ganzes bisheriges Leben zu den materiell Privilegiertesten in Mitteleuropa gehöre, das ja nach fast über 75 Jahren des Friedens sich selber als eine der privilegiertesten Wirtschaft- und Lebensräume überhaupt platziert. Auch wenn in den 90er Jahren und v.a. jetzt nun seit bald 18 Monaten dieses Privileg für Millionen durch Gefahr für Leib und Leben und Vertreibung in Gefahr gerät.

Früher sprach man gerne umgangssprachlich von den obersten 10.000, zu denen ich gehöre. Lassen wir mal die genau Zahl aussen vor, gerade in Bezug auf den mir fremden Realsozialismus mag ich diese Sichtweise überhaupt nicht. Die obersten wovon ? Wollen wir uns auf Vermögen beziehen, auf Einkommen, gesellschaftlichen Einfluss -ökonomischer oder politischer- Natur beziehen oder geht es um Bildung, neuerdings auch gar um Follower und Likes oder -der eine oder andere wird lachen müssen- ich erinnere mich gerne an meine eigene Sozialismuskritik aus späten Teenagertagen, um die Summe der ausgeübten Geschlechtsverkehre mit einer möglichst hohen oder niedrigen (?) Anzahl von Geschlechtspartnern. Spätestens hier sind wir -den Gesetzen von Darwin folgend- nämlich nicht alle gleich und ich finde hier sollte man mit der Umverteilung auch mal ansetzen ! Hier muss ich manchmal an die sozialdemokratischen Bürgermeister denken….

Nunja, ich habe eine manierliche Ausbildung genossen und daher möchte ich meine Beobachtung auch nachvollziehbar machen und an einer mehr oder weniger anerkannten Faktenlage orientieren. Trotzdem finden sich in den folgenden Zeilen meine ganz eigenen Empfindungen. Hier in Kolumbien schlägt mein Herz deutlich linker als z.B. in meiner Heimatstadt Duisburg.

So lebe ich selber in der Schweiz und diese führt 2022 erstmals wieder seit einigen Jahren wieder die HDI-Länderliste an. Der HDI ist ein Indikator für menschliche Entwicklung, der Ungleichheit in Bildung, Gesundheit und Einkommen einschließt. Je größer die Ungleichverteilung, desto niedriger ist der HDI.

Dieser Index hat mich in den letzen 30 Jahren immer irgendwie überzeugend begleitet auf meinen Reisen zu den Menschen, für die deutliche andere Lebesrealitäten gelten. So ist Deutschland 2022 (subjektiv auch zutreffend) von Platz 4 auf Platz 9 abgerutscht, aber immer noch deutlich vor Ländern wie Kanada (15.), U.K. (18.), USA (21.) und Frankreich (28.), die aber mit einem Index von >= 0,900 allesamt noch den höchstentwickelten Staaten zugerechnet werden. „Wir“ Deutsche sollten uns auch noch vor Augen halten, dass wir das entwickelste Grossland sind, sollte man das flächenmässig riesige Australien mit seinen 25.Mio Einwohner nicht dazu zählen wollen. Wir müssen uns nur Länder wie der Schweiz, Singapur, Norwegen und Luxemburg „geschlagen“ geben. Soviel zum Thema „jammern“.

Mit Italien (30.), Griechenland (33.) und Polen (34.) folgen dann Länder, die den hoch entwickelten Ländern zugeordnet, sie allesamt liegen noch vor Chile (42.) und Argentinien (47.) – den entwickeltsten Ländern Südamerikas. Yis spricht immer ein wenig ehrfürchtig von der Schweiz Südamerikas, wenn unser Gespräch auf Chile kommt.

Kolumbien selber liegt auf Platz 88 unmittelbar hinter den grossen Brüdern Mexiko (87.) und Braslien Platz (88.) aber noch vor Ländern wie Ekuador (95.), dem armen Binnenland Paraguay (105.) und dem sich im freien Fall(!!) befindlichen, in Gewaltexzessen, in Anarchie verfallenen Venezuela. Dazu und zum Thema der Immigration hat mein neuer Radfreund Edgar, ein 51jähriger Colonel a.D. der Kolumbianischen Streitkräfte zum Beispiel eine auch in Mitteleuropa wieder sehr zunehmende Meinung. Mehr dazu an anderer Stelle. Wie ich beim Arbeiten an diesen Zeilen gelernt habe, gibt es mittlerweile einen „Inequality-adjusted Human Development Index“, einen IHDI, dessen Konzept mir neu ist, mich aber vielleicht am meisten überzeugt. Wer will kann das ja einmal nachlesen.

Wie sieht das Leben der mit am Mindestlohn arbeitenden Menschen aus.

Zu Erläuterung, der kolumbianische Pesos $ hat eine gewisse Volatilität im letzten Jahr durchgemacht. Von 4100Pesos/Euro Anfang Juli 2022 fiel er auf 5200Pesos/Euro nach dem Jahreswechsel und pendelt sich jetzt wieder bei 4500pesos/Euro ein. Die Inflation im letzten Jahr war dabei merklich, auch für Menschen wie mich mit einer ganz anderen Perspektive auf das Preisgefüge.

Diese Berechnung habe ich im Internet gefunden und es deckt sich mit meinen Gesprächen mit Yis und den Menschen vor Ort. Der Mindestlohn beträgt in Kolumbien momentan 1.117.000 Pesos (248€). Bei zwei voll (!) arbeitenden Eltern somit knapp 500€.

Die Kosten beziehen sich auf den monatlichen Unterhalt einer Familie, also einen 4-Personen Haushalt, mit 2 erwachsenen Eltern und 2 Kindern im schulpflichtigen Alter an einer öffentlichen Schule.

Frühstück
4 Eier 2.000 $
4 Brote 2.000 $
1 Beutel Milch 3.100 $

—–
Tagessumme: 7.100 $ (1,66€)
Pro Monat (30 Tage): 213.000


Mittagessen und Abendessen
1 Pfund Reis 2.300 $
1 Pfund Kartoffeln 1.700 $
1 reife Banane 1.600 $
1 Pfund Fleisch 15.000 $ (Fleisch)
Alternativ Hähnchenbrust: 8.500$
1/2 Pfund Zwiebel 700$
1/2 Pfund Tomate 800$
1 Pfund Fruchtsaft (Brombeere): 2.000$

——
Tagessumme (Auswahl der sparsamsten Brust): 17.600 $ (3,90€)
Insgesamt 528.000 $ pro Monat


Kochhilfsmittel
Öl x 5000 ml 40.000 $
Zucker x2500 Gramm für 8000 $
Salz x 1 kg 1700 $
Colcafé x 170 Gramm 13.000 $ (kleiner Luxus)
Schokolade x500 Gramm für 4800 $ (kleiner Luxus)

——
Gesamtsumme von 67.500 $
Insgesamt 595.500 US-Dollar für das tägliche Mittagessen plus Küchenutensilien pro Monat


Persönliche Hygieneartikel und Haushaltsmittel
Toilettenpapier x 12 Rollen 14.000 $
Badeseife x 3 und 7000 $
Großes Shampoo 14.000 $
2 Beutel Waschmittel 15.000 $
Billige Zahnpasta x 3 und 8600 $
Lavaloza x2 und weitere Schwämme 9000 $
Bodenreiniger 2 Liter: 6.500$
Bleichmittel 2000 $

——
Insgesamt 76.100 $ monatlich

Transport
Transmilenio kostet 2.600 $ für vier Tickets, zwei morgens und zwei, wenn Vater und Mutter von der Arbeit zurückkommen.
Täglich 10.400 $
Monatlich (minus 4 Sonntage): 270.400 $

Miete
Grundmiete für kleine Wohnung pro Monat: 650.000 $ (144€)
Monatliche Grundversorgung (Nebenkosten) Wasser, Energie, Gas 160.000 $ (35€)

Nun zählen wir alles zusammen:


Frühstück 213.000 $
Mittagessen, Essen, Küchenbedarf 595.500 $
Persönliche Hygiene und Haushaltshygiene 76.100
Transportiert transmilenio Arbeit Vater und Mutter 270.400 $
Miete 650.000 $
Nebenkosten 160.000 $
Vollständig monatliche Familienunterstützung
1.965.000 US-Dollar
Der Mindestlohn in Kolumbien + zusätzliche Transportkosten von 1.117.000 US-Dollar
x 2 Vater und Mutter…
2.234.000 $
Abzüglich 1.965.000 US-Dollar an monatlichen Ausgaben
Es bleiben noch 269.000 US-Dollar (60€) übrig, um die Studiengebühren, das Fernsehen und das Internet zu finanzieren, da hat man wirklich kaum Raum für Etwas !!

Laut Dane leben mehr als 32 Millionen Kolumbianer von einem Mindestlohn, ein großer Prozentsatz dieser Zahl gehört zur Gruppe der 21 Millionen Kolumbianer, die arm sind, da ihr Familienkern durch nur einen Mindestlohn aufrechterhalten wird, und weitere 7,8 Millionen Kolumbianer leben in extremer Armut, da ihr Einkommen nicht einmal 145.000 Pesos pro Monat erreicht und sie in Randgebieten der Städte und des Landes leben. Wenn man dies analysiert und versteht, dass eine Familie, die in Kolumbien 2 Millionen Pesos verdient, nicht zur Mittelschicht gehört, beginnt man, die Gründe für die Proteste und Märsche zu verstehen …

Yis lebt in einem auch für kolumbianische Verhältnisse bescheidenen Viertel, seit der Trennung von ihrem Mann wieder im Hause der Eltern. Sie hat die alleinige Obhut für Samuél und die beiden sind ein grandioses Team – dabei erhält sie von ihrem Ex-Mann 150.000 pesos Kindsunterhalt für dSamuél – das sind knapp 34€ monatlich. Sie macht jetzt eine zweite Ausbildung zur Tierarztgehilfin nunmehr im zweiten Semester, wurde gerade zur Kurssprecherin gewählt (mit deutlichem Abstand wie sie mir stolz verkündete) und hat noch immer den Traum, irgendwann Tierärztin zu werden. Ihre Disziplin, auch als Mutter, und ihre Unaufgeregtheit beeindrucken mich zutiefst.

Ihre Art ist im Moment neben meinem URS die beste Medizin und zwischen den Semestern hatte sie jetzt ein Projekt, was sie mit so viel Passion und Liebe betreut. Sie hat 50 Küken in 50 Tage zur Schlachtreife zu bringen…. vom Wasser oder eben Nicht-Wasser des obrigen Titels erzähle ich Euch gerne an anderer Stelle – mir geht hier in einem der führenden Hotels vor Ort das Wasser selbstredend nicht aus – das restliche Villavicencio ist seit der Schlammlawine seit einer Woche trocken !

Es wühlt mich gerade wieder alles nur so unglaublich in Bezug auf meinen Sohn Konstantin auf, vor allem zum Thema „Reisefreiheiten“ und ich spreche nicht einmal von Kolumbien ! Für unbestimmte und pauschale mütterliche Bedenken zum Reisen mit einem blonden knapp 10-Jährigen „off-the-beaten track“ durch ein Land wie Kolumbien habe ich ja noch Verständnis, aber ich bezweifle mittlerweile sehr, dass die gesamte Geisteshaltung zum Thema „Reisen“ unter Kindswohlaspekten geführt wird. Türkei, nein, Dubai nein, USA, nein ?!? Reisen mache doch auch in Schengen Spass ? Für mich schlicht und ergreifend eine furchtbare Bevormundung…

Nun aber mal zu Kolumbien und seinen Gefahren

In knapp über einem Jahr habe ich Kolumbien quasi von 0 auf 100 kennengelernt. Viele Menschen aus meinem Umfeld ziehen bestenfalls die Augenbrauen hoch und scheinen sich bereits eine feste Meinung gebildet zu haben über das Land, was die Wenigsten aber (auf Nachfrage) überhaupt jemals bereist haben. Auch haben viele sich bereits eine selbstbewusste Meinung gebildet über die Sicherheitslage eines gesamten Kontinents, diesen selber aber noch nie betreten.

Nunja, … !

Mittlerweile habe ich Kolumbien in einem Jahr gut 4mal bereist und insgesamt über 10 Wochen im Land verbracht, kaum ein anderes Land habe ich so systematisch bereist, mich dabei aber immer auf Individualpfaden begeben.

Einem Roadtrip über knapp 4000km bei meinem Erstbesuch mit Yis folgten 2 Flugreisen in die Karibik im Norden & eine Reise über den Äquator an den Amazonas im Dreiländereck Kolumbien, Peru & Brasilien ganz im Süden. Diese zwei Flugreisen waren mit Yis und ihrem Sohn Samuél und verdammt nochmal, es waren zwei der schönsten Reisen meines Lebens und gefehlt hat mir nur einer: Konstantin. Jetzt endlich -leider immer noch völlig übergewichtig- folgt eine kleine Sternfahrt mit dem Crosser ex Villavicencio in die Llanos Orientales, im Piedemonte Colombiano.

Zu meinem 50. Geburtstag habe ich mir ein BMC URS gekauft. Mein UnReStricted wurde sinnvoll vom einem Schweizer nahe Bern konfiguriert, kaum 1000km eingeritten und jetzt noch ein wenig angepasst auf die südamerikanischen Strassenverhältnisse. So habe ich ihm Schwalbe Marathon Plus verpasst und von Tubeless wieder auf „with tubes“ umgestellt, allerdings auf von meinem Vorgänger übernommenen 27,5 Zoll Felgen. Ein bequemes Rad, dessen Sitzposition mir zumindest im Moment noch sehr entgegen kommt. Ein auf Komfort abgestimmtes „Gravel-Bike“. Wer sich die Konfiguration mal anschauen möchte, ist hier z. B. herzlich willkommen !

Das wird mein Fahrrad, was ich hier stationieren möchte, für meine hoffentlich zahlreichen weiteren Reisen in und auch ex Kolumbien. Ich mag das Reise mit Yis sehr, auch wenn sie selber sehr sehr eigen ist, aber dazu sicherlich mal mehr an anderer Stelle. Sie ist aber eins mit Sicherheit: eine tolle Mutter. Auch mag ich die hiesige Lage und das Llanos bereits, was mich ein wenig überrascht, haben mich Staaten wie Texas oder auch die argentinische Pampa bisher wenig angezogen. Den genau an diese Gegenden erinnert das Llanos.

Nunja, es war nicht so leicht URS heil hierher zu bekommen und jetzt gilt es nur dafür zu sorgen, dass es auch in meinem mittelbaren Besitz bleibt – etwas was ja schon im polnischen Umfeld schon nicht so selbstverständlich ist, denn auch vor der gierigen Verwandtschaft ist man nicht gefeit, wenn die Fahnen auf Abschied stehen. Diebstähle gibt es offensichtlich auch viele in Polen, Konstantin wurde im letzten Jahr seine neue Armbanduhr von der Fensterbank gestohlen, dagegen kann man sich schützen. Ich muss dann halt nur schmunzeln, wenn eine wenig bereiste Polin über die weite Welt urteilt. Aber dazu an anderer Stelle mehr.

Allerdings scheinen Raubüberfälle hier wohl eher das Problem, auf das man vorbereitet sein muss: komisch, denn beide Delikte scheinen die Kolumbianer unter „robar“ zu verstehen.

Dass Kolumbien aber menschlich ganz grosses Kino ist, zeigt mir die Art und Weise, wie mir in Bezug auf mein völlig (!) verbogenes Schaltauge geholfen wurde. Hier konnte ich „am Patienten“ einmal direkt lernen, warum das Material sich tatsächlich auch weiterentwickelt in den letzen Jahren zum Thema „12x142mm thru-axle“. Dazu aber auch in einem weiteren Posting mehr. Mein Aufenthalt beim lokalen Fahrradladen und davon gibt es hier reichlich, war ein Erlebnis der besonderen Art.

Interessant zu Kolumbien ist v.a. das zahlreiche Feedback, das mich von Radfreunden, vor allem von meiner Afrika-Traverse, aber auch von meinen Südostasien-Mitreisenden erreichte: Viele haben Kolumbien schon bereist, die Wenigsten aber mit dem Velo ! Eine Amerikanerin bietet sogar seit einigen Monaten Yoga-Kurse in einer Öko-Lodge südlich von Medellín an. Meinem Rücken und meiner „Alma“ täte es sicherlich gut. Der Grundtenor war nicht „aufpassen !“ sondern eher ein Ode an die Menschen hier – dem kann ich nur zustimmen !

Ein wieder Anderer ist gerade im Januar zur grossen Traverse Cartagena-Ushuaia aufgebrochen und kämpft sich gerade -sehr, sehr viele Sidetrips bestreitend- mit seiner Freundin durch Peru. Ich denke sie werden frühestens in unserem nächsten Frühjahr den Süden des Kontinents erreichen, also im Herbst des südlichen Kontinents. Die beide verfolge ich mit mehr als einem Auge. Sie sind auf PolarSteps…

Matthias ist Schweizer, ausgebildeter Bergführer und Rettungsanitäter bei der Zermatter Bergwacht, Ende 40, nur schreiben kann er leider nicht so dolle, aber die reichlich bebilderten Side-Trips sind schon frech „off-the-beaten track“ und er scheint zu wissen, was er tut. Sein Trip an den Amazonas -mit den Fahrrädern- war ganz grosses Reise-Kino !

Mit dem Rad

Radfahrerisch habe ich vor diesem Kontinent einen riesigen Respekt. Lassen wir mein Übergewicht einmal beflissentlich aussen vor, selbst in Afrika waren wir lediglich ein paar Tage oberhalb von 3000m unterwegs und nicht durch Zufall „platzte mir der Arsch“ auf zwei dieser Etappen. Das war vielleicht „nur“ rennbedingt, war ich im Hochland des anstrengenden Äthiopiens im roten Bereich und mein Körper gab mir sofort Rückmeldung. In den Anden ist man aber über Wochen jenseits der 3000m zum Teil auch 4000m. So ist meine Höhenanpassung ohnehin schon problematisch, das war auch im austrainierten Zustand schon so und mit mit der Kleiderordnung tue ich mich jenseits von 3000m auch sehr schwer. Die nächtliche Rehydrierung fällt mir schon in Bogota schwer, mag ich es überhaupt nicht von Meeresniveau nach Bogotá zu fliegen und kann es dann kaum erwarten das Hochplateau wieder verlassen zu können :)… Nunja, lassen wir mal die Träume und widmen uns dem Hier und Jetzt:

Ist Kolumbien für Touristen gefährlich und wie stellt es sich insbesondere für Fahrradreisende dar ?

a) Kolumbien ist sicherlich mit ein bisschen Reiseverstand nicht gefährlicher als die USA ohne jegliche Individualreiseerfahrung aber als Roadtrip auf eigenen Faust, vor allem, wenn man auch in grosse Städte einfährt. Insofern, kann man die Frage m. E. nicht pauschal beantworten. Die für mich relevante Antwort ist folgende:

Eine gut geplante Reise in die Karibik (vor allem nach Cartagena und San Andrés y Providencia!) kann ich mir problemlos mit einer Familie vorstellen, eine Reise in den Amazonas grundsätzlich auch. Hier gilt es sich aber reisemedizinisch beraten zu lassen. Von Rundreisen mit dem eigenen Auto mit der Familie würde ich sicherlich (noch) abraten.

b) Ja, Kolumbien ist in vielerlei Hinsicht auch ein Land, in dem man seinen Radar vor dem Verlassen der hoffentlich sicheren Unterkunft hochfahren sollte. So habe ich von Yis und auch von dem einen oder anderen (Taxi)Fahrer ein paar Hinweise bekommen, die eine gewisse „Sicherheits-Awareness“ fördern. Man lernt aber schnell dazu und die Puzzle-Teile fügen sich dann auch ein…. – noch zum Glück !

c) Was allerdings hier eine komplett andere Hausnummer ist, ist der motorisierte Strassenverkehr. Der ist schlicht und ergreifen wild: war es in Afrika maximal in den grossen Agglomerationen dicht und waren dort eher der Zustand der „Wege“, der Gefährte und die Beladung das Problem, stellt es sich hier doch anders dar. Hier ist der Zustand der Verkehrsmittel zwar deutlicher ordnungsgemässer, aber das Verkehrsaufkommen ist schon teilweise brutal. Die grossen Städte wie Bogotá, Medellín, Cali & Cartagena, aber auch das halbwegs überschaubare Villavicencio wissen sich nur noch mit Verkehrsregulierungsystemen wie „Pico y Placa“ zu helfen, um den totalen Verkehrskollaps abwenden zu können.

Ein Land in den Volltropen mit einer zum Teil hochalpinen Topographie

d) Letztere Lösung beeinflusst aber den Überlandverkehr nicht. Hier ist Kolumbien sehr anspruchsvoll: Das gilt sowohl in Bezug auf den Zustand der Strassen, die vielen Baustellen, natürlich die Landestopographie und last but sicherlich not least die Fahrweise der Menschen hier.

Schaut man sich die Youtube-Videos über „RoadRage“ an, so findet man immer viele abschreckende Beispiele aus Russland und Motorrad-„footage“ aus Kolumbien. Hier ein fast schon lustiges Video auf ungewohnt (!!) guter und breit ausgebauter Strasse von europäischem Niveau, aber dass die Motos an einem in ähnlicher Weise vorbeifliegen ist eher die Regel denn die Ausnahme auf den Strassen Kolumbiens…

Wer allerdings mal wirklich krass auf kolumbianischen Strassen unterwegs sein will, soll sich mal bei Sebastian Herrera auf den Sozius setzen, das ist ziemlich selbsterklärend und er scheint diese Videos nach einer kurzen professionellen Karriere auf den Rennstrecken zum Broterwerb gemacht zu haben, indem er Motorräder im kolumbianischen Strassenverkehr an ihre Grenzen bringt. Aber so kommt einem der Verkehr in Kolumbien manchmal wirklich vor.

„Der mir geneigte Leser“ möge gerne auf die zahlreichen Rennradler auf der rechten Schulter wohlwollend achten – bei dem Lärm und der Nähe muss man echt tiefenentspannt sein. So schnell kann man wohl nur in Kolumbien eine öffentliche Strasse (die Avenida Las Palma in Medellín) hochstürmen und dabei noch von tausenden Usern bejubelt werden. Wer also mal den Strassenverkehr in Medellín kennenlernen will, hier geht es kolumbianisch am eindrucksvollsten:

Avenida Las Palma @ Medellín, Antioquia, Colombia

Was macht das Land denn so besonders?

Wir sind hier in den Volltropen auf der geographischen Höhe von Ländern wie dem Kongo, Kenia oder Malaysia. Obwohl sich der überwiegende Teil des Landes knapp nördlich des Äquators befindet, ist hier „Sommer“ in unserem Winter also ab Mitte Dezember bis in den März. Dann kommt der „Winter“, bzw. die Regenzeit und sowohl im kolumbianischen Amazonas als auch an den Hängen der Anden regnet es wirklich wenn Regenzeit ist. Tagesniederschläge deutlich über 50mm sind dann keine Seltenheit, wenn es sich mal richtig abregnet. So gehört die von mir noch nicht bereiste und extrem schwer zugängliche Pazifikküste sogar zu den regenreichsten Gegenden der Welt und die Niederschläge erinnern mich an die im thailändischen Isthmus zur Regenzeit. Chocó wie das Pazifik-Departamento heisst soll dem Amazonas an Artendiversität von Flora und Fauna kaum nachstehen und gerade ab Juli versammeln sich Buckelwale unmittelbar vor der kolumbianischen Küste, die extrem dünn besiedelt und nicht mit Strassen zu erreichen ist.

Wie schön aber Kolumbien aus den Hochniederschlagsbereichen gegen Ende Jahr „rutscht“, verdeutlicht folgendes animierte GIF aus Wikipedia, hier ist es in der Adventszeit 3 Monate „trocken“:


Was ist also wirklich gefährlich ?

Yis und Samuél sammelten mich Sonntag in Bogotá ein und wir wollten bereits Montag weiter ins knapp 100km entfernte und 2200m tiefer gelegene Villavicencio zu Fusse der Ostkordillieren. Allein dort in „Villao“ waren 50mm Niederschläge angekündigt, was lokal an den Hängen des Gebirges natürlich deutlich übertroffen werden „sollte“. So wollte ich auf jeden Fall noch im Hellen ankommen – Busse fahren eigentlich alle 30min und so war „mein Plan“, nicht nach 15:00h wegzukommen, um halbwegs sicher noch im Hellen auch anzukommen. Die Sonne geht hier kurz nach 18:00 unter und dann ist es auch ruckzuck „pitchdark“, vor allem wenn die Wolken so tief in den Bergen hängen.

Auf der Fahrt regnete es zunächst nicht, dann lediglich verhalten, aber bei unserem Halbzeitstopp um Quetame, fing es dann richtig zu regnen an. Ich erinnere mich noch so gut, weil ich beim Einsteigen, noch gut 3m durch den Sturzregen musste. Ja, den Namen dieses Ortes werde ich jetzt wohl nicht mehr vergessen, denn kaum 4h später verwandelte sich die Mautstation in unmittelbarer Nähe zu unserem Stop in eine Todesfalle für mittlerweile mindestens 21 Kolumbianer des Ortes und auch auf der Strasse.

Folgendes Video zeigt, dass die Bilder dem Jahrhunderthochwasser in Rheinland-Pfalz 2021 sehr nahe kommen, das Ausmass der Schlammlawine insgesamt aber deutlich grösser ist. Die Strasse wird jetzt 4 Wochen gesperrt sein, es wurde eine Luftbrücke nach Bogotá errichtet und der Strassenverkehr muss fast 400km (!) Umwege in Kauf nehmen, das heisst in Kolumbien 10 Stunden mehr. Die Betroffenheit der Menschen schildere ich in einem weiteren Posting. Ich denke, dies ist ein gutes Beispiel, was in Kolumbien wirklich gefährlich ist. (Die folgenden Bilder werden ohne Rechte von mir benutzt)

Verfasst von: Dennis K. | 12. Juli 2023

Los Llanos Orientales – la „Pampa Colombiana“

Seit meiner letzen Woche in Villavicencio Anfang Februar möchte ich mich irgendwie verbinden mit diesem Blog, mit Yis und ihrer Region, aber das Schreiben fällt mir schwer.

Auf meinem unglaublich eindrucksvollen Kurztrip (eben die 12 Tage um Ostern) in den Amazonas habe ich den Besuch bei Yis‘ Zuhause auslassen müssen, zu knapp war die beschiedene Zeit damals. Irgendwie hänge ich aber in meinem Beschreibungen immer noch fest in den ersten Eindrücken des Piedemonte de Colombia.

Yis stammt aus Mesetas, einem Dorf des Departamento „Meta“; lebt jetzt aber in der lebendigen und umtriebigen „Landes“-Hauptstadt Villavicencio zu Fusse der Andina. Es ist die wichtigste Stadt der Llanos und ja, sie hat etwas, aber gefühlt muss man immer hellwach sein, etwas, was sicherlich für ganz Kolumbien gilt.

Villao, wie es gerne von seinen Bewohnern genannt wird, liegt knapp 100km und gut 2 Stunden von Bogotá entfernt, aber 2000m tiefer, ist somit hochtropisch. Das Meta ist wild, freiheitsliebend und fast schon ein wenig anarchisch(!) anmutend.

So öffnet sich das Terrain für mich auch ungewohnt abrupt nach Osten in flache Ebenen zum Orinoco und nach Venezuela. Martin Specht bezeichnet die Región auch als Orinoquía, treffender finde ich allerdings die Bezeichnung Llanos Orientales. Diese „östlichen Ebenen“ umfassen ein Gebiet, das ziemlich genau der Größe der alten Bundesrepublik entspricht und erstreckt sich auf folgende vier Departamentos:

Meta, Casanare, Arauca und Vichada.

Gerade die grossen Aussenministerien belegen diese vier Departamentos trotz der positiven Entwicklungen der jüngsten Jahre noch immer mit bedingten Reisewarnungen:

so bezeichnet gerade seit Mai 2023 das US State Department „Arauca“ generell mit der höchsten Level-4 Travel Advisory, also als absolute „Do Not Travel“-Area. Mag dies wohl akut an den Entführungen des Schweizer und Brasilianers liegen, insgesamt liegt es aber wohl eher an der Bedeutung der Region für die Narcotraficantes und seiner Grenze zum in der Anarchie liegenden Venezuelas.

Nein, nach Arauca will ich nicht, aber vielleicht ins angrenzenden Yopal in Casanare. San José Gauvirare im Süden Metas hingegen wird gerne von den erfolgreichen YouTubern als gefährlichstee Stadt des Kolumbianischen Outbacks bezeichnet: Yis lacht auf diese Notiz hin, scheint das kolumbianische Militär gerade diesen Ort in den letzten Jahren befriedet zu haben. Nicht ohne Grund ist es doch Metas Gateway zum angeblich schönsten Fluss der Welt. Aber meinen weitgreifenden, one-way pedallierenden Veloträumen ins knapp 900km entfernte Puerto Carreño erteilt sie eine augenzwinkernde Absage:

Vichada sei doch problematisch zumindest mit dem Velo…. Fliegen ginge, auch mit dem Bus wäre es sicher, von einer Fahrt mit dem Velo würde sie aber doch abraten. OKAY !

Zu gleichem Schluss kommt übrigens auch Ingolf Brückner bereits 2019, der m. E. den aktuell besten, deutschsprachigen Reiseführer „Reise Know-How Kolumbien“ in der mittlerweile 5. Auflage herausbringt:

Die Flüsse der Departamentos Meta, Casanare, Arauca & Vichada münden im Orinokostrom. Auf ihrem Weg mäandern sie durch feuchte Ebenen: die Llanos Orientales. Wer nach Meta und Casanare reist, betritt die Spielwiese reicher Ganoven. die Gestade neuer Hoffnungen für Ölindustrie und aus anderen Landesteilen Vertriebene und ein bedrohtes – archaisches Naturparadies. Arauca bleibt bis dato Konfliktherd, Vichada instabil.

Diesmal will ich gerne einfach nur ein Radl nach Südamerika bringen – die Räuberpistolengeschichten können dann bis zum Winter warten.

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